Entstehung und Entwicklung des
Schulwesens in Loschwitz 1665 bis 1945 / 2014
1. Die Anfänge
Über das Schulwesen in Sachsen gibt es seit dem 13. Jh.
Berichte. 1300 wurde z. B in Dresden ein Schulmeister genannt [1].
Nach der Reformation 1517 - erst 1539 im hiesigen Herzogtum Sachsen
eingeführt - achtete Luther besonders auf die Einrichtung von
Volksschulen, damit die von ihm ins Deutsche übersetzte Bibel auch von
jedermann gelesen werden konnte. Er schrieb 1524 „an die Bürgermeister
und Rathsherren aller Städte deutschen Landes, daß sie christliche
Schulen aufrichten und halten sollen“ [2].
Im Rahmen der nun einsetzenden Kirchen- und Schulvisitationen wurden
Empfehlungen und Auflagen erteilt. So musste bereits 1539 der Rat in
Dresden eine Mädchenschule einrichten [3], denn bisher war die
Schulbildung ausschließlich auf Knaben orientiert.
1580 erließ Kurfürst August (1526 - 1553 - 1586) - auch als „Vater
August“ in die Geschichte eingegangen – als Teil der Kirchenordnung die
erste sächsischen Schulordnung, die vorteilhaft für das ganze Land,
einheitliche Vorschriften und Empfehlungen vorgab, aber auch die völlige
Unterordnung unter die orthodoxe lutherische Kirche zugleich auch
Freiheiten einschränkte. So wurden z. B. Mädchenbildung erschwert und
lange bestehende „Winkelschulen“ (private Schulen, s. Abschnitt 4.b)
verboten [3].
Im ersten Teil - „Von den Schulen in gemein“ - gab es den Befehl in
allen Parochien (Pfarrbezirk/Kirchgemeinde) Unterricht abzuhalten. Es
wurde verlangt, „daß jederzeit die Küstereien einer solchen Person
verliehen werden, die schreiben und lesen können … besonders im Winter
Schule halte, damit die Kinder in dem Catechismo, und im Schreiben und
Lesen etlichermaßen unterwiesen werden möchten“. [2, 4]
Nach den Latein- (2.) und Fürstenschulen (3.) fanden im vierten
Abschnitt - „Von Deudschen Schulen, in Dörffern und offenen Flecken“–
nur die Dorf (küster)schulen Beachtung. Sie sollten mit Buchstabieren,
Lesen und Schreiben beginnen [2, 4].
Hauptinhalt der Belehrung sollte der „Kleine Katechismus“ von Luther
(die Zehn Gebote, das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser, das Sakrament
der heiligen Taufe, das heilige Abendmahl) sein, „ damit sie denselben
auswendig lernen und recht verstehen und begreifen mögen“. Empfohlen
wird auch, die Kinder in „drei Häuflein“ nach ihrem Bildungsstand zu
teilen ohne dazu ein Lebensalter festzulegen [2].
Auch blieben teils vorhandene, örtliche Schulordnungen in Gebrauch,
sofern sie keine widersprüchlichen Bestimmungen enthielten. Die maßvoll
angewendete Prügelstrafe wurde befürwortet, fähige und unbemittelte
Schüler sollten ausfindig gemacht und gezielt gefördert werden.
2. Die Kirchschullehrer
Das Schulwesen in Loschwitz beginnt mit der
Besonderheit, dass hier bereits ein Kirchschullehrer unterrichtete,
obwohl es in Loschwitz noch gar keine Kirche gab.
Seit 1618 sind darüber ausführliche schriftliche Aufzeichnungen im
Stadtarchiv Dresden vorhanden [5].
Wie ist das zu erklären ?
Im Dresdner Ratsarchiv wird für Loschwitz erstmalig ein Kirchschullehrer
Johann Irmisch erwähnt, der an einem Montag (wahrscheinlich der 16.
Januar) im Januar 1668 „im Elbstrom hat sein Leben auffgeben müssen“
[5]. Der Chronist Pohle hatte 1883 diese Akte auch eingesehen (sein
Vermerk ist dort inliegend) aber offensichtlich nicht alle Seiten
gelesen und Irmisch`s Nachfolger, Michael Lange, als „1. Kirchendiener“
von Loschwitz bezeichnet [6]. Da die Akte seit 1618 geführt wurde,
müsste spätestens das Jahr 1667 als Beginn des Schulwesens in Loschwitz
angenommen werden. Das passt auch mit der Annahme von Steude (1931 –
2006) [7] gut zusammen, dass infolge der ersten Auspfarrungsbeantragung
der Loschwitzer im Jahre 1665 [8] diese Kirchschullehrerstelle vom
Patronatsherren der Frauenkirche, dem Rat der Stadt Dresden, im Dorf
Loschwitz eingerichtet wurde.
Aus den Akten geht auch hervor, dass Irmisch eine Witwe mit vier kleinen
Kindern hinterlassen hat und im Schulhaus wohnte.
Um die freigewordene Stelle des ertrunkenen Johann Irmisch hatten sich
sofort noch im Januar acht und bis zum März 1668 14 Personen beworben.
Als erster Gottfried Erlebach, Kirchner zu Crebs, bereits am 22. Januar
(„nachdem ich gestrigen Tages in erfahrung kommen, daß Euer Schulmeister
mit Tode abgegangen“ [5, S. 152]), am 23.Januar Joachim Schönfeldt, am
4. „Marty“ Abraham Jentzsch aus Hosterwitz und als letzter „Jetzo Armer
Exulant, Wencelslaus Diwutzek, Lidomerice“ 2 [5].
Angestellt wurde ab 30. Juni („ in sein Amt eingewiesen“ [6]) Michael
Lange, der im Jahre 1700 starb.
Ablauf und Inhalt einer sonntäglichen Bibel – Lesung, wahrscheinlich des
Schulmeisters Michael Lange, und das orthografische Niveau in der
Dorfbevölkerung im Jahre 1700 ist im Originaltext im Abschnitt 3.a
wiedergegebenen.
Sein Nachfolger - aus 12 Bewerbern im März 1700 [5], von denen drei als
Probekandidaten ausgewählt waren - war der studierte (cand. theol.)
Johann Gottfried Klingner, der 1715 wegen „Ungehörigkeiten“
(Alkoholgenuss im Unterricht) entlassen wurde [6].
Zu den Bewerbungen hatten zwei, darunter auch Klinger, sogar sehenswerte
Schön – Schriftproben eingereicht.
Einige in diesem Amte folgenden Personen sind im Abschnitt 2.a genannt.
Wegerich (1829 – 1866) gebrauchte bereits den Titel „Cantor“, aber der
erste verliehene Titel „Cantor“ ging an seinen Nachfolger Pohle
(1831-1892) [9].
Erst 1892 - schon in der Körnerschule - ging, „da nunmehr 10 Lehrer an
der Schule zu Loschwitz … die Collatur (das Recht die Lehrerstellen zu
besetzen) … auf den Gemeinderat über. … Der Königliche Bezirksschulrat “
[10]. Das betraf auch die Stelle des Kirchschullehrers, der auch noch
den Kirchendienst (z. B. 1892: Organist, Reinigung des Kirchenornats, …)
zu absolvieren hatte.
2.a Liste der Kirchschullehrer [5,9]
Namen
|
Bezeichnug
|
von
|
bis
|
Irmisch, Johann
|
Schulmeister
|
----
|
1668
|
Lange, Michael
|
Kirchendiener |
1668
|
1700
|
Klinger, Johann Gottfried
|
Kirchendiener u. Kirchschullehrer |
1700
|
1715
|
Höhle, David |
Schulmeister u. Organist |
1714
|
1724
|
Müller, Christian Gottfried |
Schulmeister u. Organist |
1724
|
1760
|
Rosenkranz, Johann Gottlieb
|
Ordentlicher Schulmeister |
1756
|
1793
|
Stelzer, Johann Christian
|
Kirchschullehrer |
1793 |
1803 |
Hofmann, Johann Gottfried
|
Kirchschullehrer |
1803 |
1829 |
Wegerich, Carl Gottlob
|
Schulmeister u. Organist |
1829 |
1866 |
Pohle, Friedrich Wilhelm
|
Cantor u. 1. Lehrer |
1866 |
1892 |
Kettner, Friedrich
|
Kantor |
1892 |
1913 |
Friedrich, Constantin
|
Kantor bis 1945 u. Lehrer |
1913 |
1947 |
3. Das 1. Schulhaus – „Die alte Pfarre“ –
1650 - 1709
Als erstes Schulgebäude diente das Haus, welches
„ohnlängst E. E. Hochwl. Rath der Stadt Dreßden als Patronus erbauet,
und zugleich ein Gärthgen … angeschaffet“ [11]. Es wurde 1650 erbaut [6,
12] und bis 1709 als Dorfschule (Bild 1) genutzt [13].
Nach Einführung der Brandkataster – Nummer 1784 hatte es in der
Ratsgemeinde die Nr. 30, später die 276 und zuletzt die 312
erhalten. Die Flurbuch – Nummer des Grundstückes war die 127.

Bild 1. Das erste Schulhaus – die „Alte Pfarre“ um 1865 [12]
Da das Gebäude 1892 wegen Straßenbaumaßnahmen (u. a.
Bau der Elbbrücke, 1891 – 1893, „Blaues Wunder“) abgerissen wurde, kann
es heute nur noch mit Hilfe dieser Nummern auf alten Flurplänen (s. Bild
2) genau lokalisiert werden [14].

Bild 2. Flurplan von 1881. „Alte Pfarre“ am Loschwitz – Bach (Trille)
[14].
Pohle schrieb, dass seit Dezember 1702 vom Schulmeister
eine Predigt gelesen werden durfte [6]. 1704 zog in das Schulhaus auch
noch der erste Pfarrer der neuen Parochie Loschwitz, Magister Johann
Arnold und der „Gottesdienst“ mit ein. 1705, zur Grundsteinlegung
der Kirche, wurde das „Glöcklein auf dem Schulhaus“ geläutet [8, 9].
Da die Pfarrer bis 1836, also 132 Jahre, hier wohnten, hat sich für
dieses Haus die Bezeichnung „Alte Pfarre“ eingebürgert.
Zunächst „ praeparirten sie das Schul=Hauß, und ließen es in etwas
erweitern, damit die Gemeine zu ihren Gottes=Dienst, der zukünfftige
Pfarrer zu seiner Wohnung, zu länglichen Gelaß und Bequemligkeit finden
könnten … und ließen ihn den 7. Septembris – 1704 – die Probe=Predigt …
mit gewöhnlichen ceremonien in dem Schul=Hauß halten“ [8].
Wie auf dem Foto von August Kotzsch (Bild 1) und dem Flurplanauszug von
1881 mit Flurbuch - Nummern (Bild 2) zusehen ist, stand dieses Haus
unmittelbar am Loschwitzbach (auch „Trille“ genannt) und der damaligen
Pillnitzer Strasse. Die Gebäude / Grundstücke mit den Flurbuch - Nummern
138, 136, 135, 133 sind heute noch als Friedrich - Wieck- Str. 1 und
Pillnitzer Landstrasse 2, 4, und 8 vorhanden. Nummer 121 ist heute
Körnerplatz 1, 126 Veilchenweg 2 und 128 Pillnitzer Landstrasse 1.
Nach dem Auszug des Pfarrers 1836 kaufte das Grundstück („Haus und Hof“)
Johann Samuel Feller [15]; da hatte es drei Stuben (26, 21 und 15 m²),
drei Kammern (17, 15 und 10 m²) und eine „Mandelkammer“ (Mangelstube von
13 m²) [16]. 1883/1889 besaß es der Maurer Julius Eduard Unger [6, 17].
3.a Eine „Predigt“ - Lesung im Schulhaus
1700
(Abschrift original - wahrscheinlich Schulmeister Michael Lange ?)
„Johann Christian Schuman Ein zu häntigen
Dem Wohl Ehren Werten und Wohl Verordtneten Herrn Bürger
Meister Johann Christian Schumann der Zeit wohl Verordtneter
Verwaltern des Hospital Ambt S: Materni zu Dresten duhn wir gerichten
hir mit zu wisen wie es sontälich in unseren Schulhauße mit den Singen
und Vor Lesen gehalten wirdt.
Alß zum Ersten nach 12. Uhr wird angefanen und ein Lit gesunen und
darnach die Epistel gelesen, darnach wirdt ein Lit gesunen und darnach
das Efangilum darnach den glauben nach den glauben witer zwey stufen in
die Höhe und Etliche worde zum Eigene gesunen nachdem aber gesungen Lam
Gottes Unschultig oder daß Herr Jesu Christ dich zu uns wend. Darnach
dass Vater unser gebett, Darnach wird das Efangilum wieder noch Ein Mall
Verlesen Nachdem die Auß Legung bists zu Ente, Herr nach die Zwey
Kirchen gebette ohne die Dritte gelesen Nachdem sietzter wieder runder
auf Sein ort und wieder ein Lit gesungen Nachdem wieder gesungen Gott
sey gnätig und barn Darnach wied dass Vater unser gebett. Darnach ists
Auß.
Loschwitz den 2. Marty Ano: 1700.
Anderias Kürbiß richter
Paul Mezner
George binsches beyte gericht Schöppen
daselbst“ [5].
4. Das 2. Schulhaus – „Die alte Schule“
1709 bis 1887
(1904 bis 1909im OG Räume für höhere Volksschule)
Zur Verbesserung der Raumsituation kaufte die
Loschwitzer Kirchgemeinde („das Kirchlehn“) am 30. November 1709 „ ein
zwischen Johann Angermann und Johann Kotte inne gelegenes Haus und Hof
nebst Garten“ [13] von Andreas Gerhardt, Kirchvater (Kirchenvorstand) in
Loschwitz, für 300 Gulden (Bild 3). Da es damals keinerlei Grundstücks
Nummerierungen gab, musste - wie hier gut zu sehen - eine verbale
Beschreibung im Kaufbuch dokumentiert werden. Als Käufer für das
Kirchlehn traten hier die drei Kirchväter George Körbitz, Paul Frost und
Hanns Bähr auf. Es handelte sich um das auch heute noch als „Alte
Schule“ bezeichnete Gebäude / Grundstück Pillnitzer Landstrasse 8 .
Von Wehnert wurden erstmals Urban und Mats Schmidt als Besitzer dieses
Gebäudes im Jahre 1549 erwähnt [15].
In einem Bitt - Schreiben vom 27. August 1806 teilt der Verwalter des
Materni - Hospitals Christian Gottfried Heyme, mit: „die hiesige
Schule, in welche zugleich die Gemeinden zu Wachwitz, zum Weißen –
Hirsch und die gesamte Winzer – Gemeinde … verfassungsmäßig gewiesen,
ist nur mit einem einzigen Lehrer, dem Schulmeister Hofmann (s. Abschnitt
4.a, Singumgänge) eigentlich besetzt, und das Schul – Gebäude enthält
nur eine einzige Schulstube, dargegen aber ist bey der sichtbaren
Volksvermehrung in hiesiger Gegend, die Anzahl derer … schulfähigen
Kinder auf die große Summe von 232 angewachsen“ und „ von dem Herrn
Schulmeister, dass er schon seit geraumer Zeit einen Mitarbeiter auf
seine eigenen Kosten angenommen und unterhalten hat“ [18].
Dieses Schreiben wurde als Aufforderung für eine Spende zum Anbau einer
zweiten Schulstube etwa 370 namentlich einzeln genannten Personen zur
Kenntnis gegeben und ihre Beiträge registriert. 243 Taler und 6 Pfennig
ergab die Sammlung. Der kinderlose Graf von Findlater hatte allein 100
Taler dazu gegeben.
Die Kostenvoranschläge für den Anbau vom Zimmermeister Johann Christian
Richter lagen bei131 und die vom Maurermeister Johann George Ehlich bei
128 Talern, so dass die gesammelte Summe nur geringfügig ergänzt werden
musste [18].

Bild 3. Die „Alte Schule“ 1891, „Pillnitzerstraße“ 8 [19] (s. auch Bild
3-1).
1830 teilte Carl Gottlob Wegerich der „… hochlöbl.
Kirchen und Schul – Inspection …“ mit, wie er das Schulhaus bei seinem
Antritt als Schulmeister vorgefunden hat:
„Doch würde ich zufrieden sein, wenn sich nicht so vieles gefunden
hätte, was der Verbesserung bedarf. Durch den Anbau der kleinen
Schulstube (s. o.) hat die größere Schulstube viel an Licht verloren; es
wäre daher recht gut, wenn in den breiten Pfeiler noch ein Fenster
angebracht … werden könnte. … Im ganzen Hause ist keine Ofenthür. Die
Stufen an der Hausthür sind ganz ausgelaufen. Der Weg welcher hinter dem
Haus in die kleine Classe führt ist bei Regenwetter voller Schmutz und
würde durch ein wenig Pflaster recht gut werden. Im ganzen Hause ist
nicht eine Thüre gut zu nennen, dasselbe ist der Fall mit den
Schlössern. An der hinteren Hausthür ist weder Schloß noch Riegel,
sondern bloß von außen eine Holzklinke. Ebenso finden sich im ganzen
Haus fast lauter blinde Fensterscheiben, und das Holzwerk ist bei
einigen derselben so schlecht, dass ich bei jedem Windstoß in Furcht
sein muß. Die Fensterladen fehlen zum Theil ganz, oder sind nicht mehr
zu verschließen. … Noch besonders bedürftig ist der geheime Ort für die
Kinder. Mehr als 360 Kinder, Knaben und Mädchen, mußten jetzt an einen
Ort gehen, welcher ganz offen, und für nicht mehr als 3 Kinder
eingerichtet ist. Für mich selbst ist in dieser Hinsicht ebenso schlecht
gesorgt. Um die Gartenplätze ist nicht die geringste Vermachung, daher
aller Fleiß oft durch einige ungezogene Schüler vergeblich gemacht wird“
[20].
Zur Beseitigung dieser Mängel wurde von Johann Samuel Metzner am 9. März
1830 ein Kostenanschlag von 111 Talern, 12 Groschen und 3 Pfennigen
erstellt.
Am 24. Mai 1830 „sind im Materni – Hospital – Amte Johann Abraham
Metzner, Kirchvater, Johann Gottlob Metzner, Richter, Johann Christoph
Thieme, Schöppe und Johann Samuel Metzner, Maurermeister, allerseits aus
Loschwitz, erschienen“ [20], um die Finanzierung durch eine
übergeordnete Einrichtung zu erbitten, da weder Eigenfinanzierung noch
Eigenbeteiligung ermöglicht werden konnte – „in Loschwitz seyen nur zwei
Bauern … die Weinbergsbesitzer seyen durch die beiden letzten schlechten
Weinjahre ganz runter gekommen“ [20].
Letztendlich wurde vom „Ober – Consistorio“ verfügt, dass 108 Thaler aus
dem „dasigen Kirchen Aerario (Kasse)… in Ausgabe gestellt werden“ [20].
Im Jahre 1836 erfolgte dann der Anbau eines ganzen Flügels (s. Bild 2,
linker Flügel), der durch ein Gnadengeschenk von 1000 und später
nochmals 400 Talern der Königin ermöglicht worden war. Dadurch konnten
noch ein zweiter Klassenraum und im Obergeschoß Wohnungen für den 2.
ständigen Lehrer und den Hilfslehrer gewonnen werden.
Dieser Anbau wurde am 3. November in Anwesenheit von König und Königin
(Friedrich August II, 1797 - 1854 und Maria, 1805 - 1877) durch den
Stadtprediger Heymann eingeweiht. [6]. Noch heute befindet sich im Flur
des Gebäudes links - am linken Flügel - die in Bild 4 gezeigte
Gedenktafel.

Bild 4. Gedenktafel von 1836
Das Gebäude hatte nun vier Stuben von je 29, 16, und
zweimal 15 m² Fläche [16].
1869 wurde diesem gegenüber noch der westliche Flügel angebaut, wodurch
noch zwei „Lehrzimmer“, ein Konferenzzimmer und einige kleine Wohnräume
entstanden. [6].
Bei 1996/97 durchgeführten Sanierungsarbeiten wurde ein Schriftstück
gefunden, wodurch auf der Hofseite der Anbau eines Treppenhauses im
Jahre 1880, einige Namen und
Aktuelle Informationen belegt wurden [21].
Der wachsende Bedarf an Verbesserungen in der Loschwitzer Schulgemeinde
hatte 1876 zu Spannungen zwischen dem Schulvorstand und dem
Kirchenvorstand geführte.
Im Dezember schrieb deshalb der Schuldirektor, Alwin Emil Zimmer, an den
zuständigen Schulrat bei der Königlichen Amtshauptmannschaft Dresden und
bat um Entscheidung „wer das Benutzungsrecht, über die Schule, das sie
seit 1709 ausübt und alle Abgaben und Steuern getragen hat, auszuüben
hat“ [13].
Der Schulvorstand hatte unter dem Vorsitz von Ernst Demnitz folgende
Veränderungen im Kirchenlehn / Schulgrundstück gefordert:
„1. Es soll ein Spielplatz zur Erholung … wie er in der Verordnung vom
3. April 1873 vorgeschrieben ist … der jetzige ist für circa
240 Kinder viel zu klein …
2. … ein Turnplatz …
3. … daß der Schuldirektor und die übrigen Lehrer kein Plätzchen zu
ihrer Erholung haben …
denn aller Garten gehört dem Kirchschullehrer …“ [13].
Nach langwierigen Verhandlungen um die Nutzungsrechte des
Kirchschullehrers, Kantors und Chronisten Friedrich Wilhelm Pohle
einigten sich Consistorialrat, Schulvorstand und Kirchenvorstand am 28.
November 1878 mit mehr als 20 Personen im Schulgebäude auf Folgendes:
„1. … ein Gärtchen für den Schuldirektor (er wohnte auch im Schulhaus)…
Bleich- und Trockenplatz für … Pohle und die übrigen Bewohner des
Schulgebäudes.
2. … Pohle verzichtet …
3. Der Schulvorstand errichtet sofort einen dauerhaften Zaun …
4. Die Abmachung gilt für die Dauer der Amtierung von … Pohle
5. … mit der Stimmenmehrheit gefasst.“ [13].
Sogar das Ev. Luth. Landes - Konsistorium musste dazu seine Zustimmung
geben - 24. Dezember 1878. 1882 war der Mangel an Räumen so groß
geworden, dass am 30.März vom Schulvorstand beschlossen wurde, die
Wohnung des Hilfslehrers bis Ostern in ein weiteres Schulzimmer
umzubauen.
Es wurde auch der Bau eines neuen Schulhauses auf dem Kirchenlehn
erwogen. Aber dazu kam keine Einigung wegen Fehlens eines geeigneten
Ersatzgrundstückes für die Kirche zustande.

Bild 3-1. Die „Alte Schule“, Pillnitzer Landstraße 8 im Jahr 2014
Bis zur Fertigstellung der Schillerschule 1909 wurden
hier in der „Alten Schule“ von 1904 bis 1909 in der I. Etage wieder
Schulzimmer für die neu eingerichtet Höhere Volksschule genutzt [22].
Heute befinden sich in dem nach der politischen Wende 1996/97 sanierten
Gebäude das Pfarramt und die Friedhofsverwaltung, Räume für kirchliche
Veranstaltungen, Wohnungen und ein Naturkostladen (Bild 3-1). Eine
Zeittafel zum Gebäude von 1549 bis 1997 befindet sich im Elbhangkurier
[23].
4. a Abgelehntes Verbot von Singumgängen
1823
Singumgänge in der evangelisch – lutherischen Kirche
gehen auf den Papst Gregor IV (Papst von 827 bis 844) zurück, der
zu Ehren Papst Gregor I., der Große, (Papst von 590 bis 604) dem alten
heidnischen Fest der römischen Göttin Minerva (vgl. grch. Athena) einen
neuen Namen gab und das Gregoriusfest (12. März, später Schul- und
Kinderfest) einführte. Bei diesen teilweise ausschweifenden
„Feierlichkeiten“ wurden z.B. Statuen heidnischer Götter die Köpfe
abgeschlagen . Nach der Reformation achtete Luther (1483 – 1543) -
ähnlich wie vorher Gregor IV. - darauf, dass solche im Volk beliebten
Feste nicht rigoros abgeschafft wurden, sondern man versuchte, ihnen
eine neue Sinngebung zuzuordnen. Luthers Freund und Mitstreiter
Melanchthon (1497 – 1560) verfasste sogar Gregoriuslieder [24]. Es
entwickelten sich in verschiedenen Kirchgemeinden – nicht in allen – die
sogenannten Gregorius- bzw. Singumgänge anlässlich verschiedener
Feiertage wie z. B. Neujahr, Gregoriusfest, Ostern, Martinstag (11.
Nov.), als Schulfeste für die Kinder und Einkommensquelle für die
Lehrer.
Zu den Einkünften des Schulmeisters wurde 1706 in Loschwitz bemerkt:
„hiernächst ist ihm auch zugelassen, zum Neuen Jahr, Grünen Donnerstag
oder Gregori Fest herumb zu gehen, es steht aber in einer jeden
Willkühr, ob und was sie ihm geben wollen …“ [11].
Im Kirchspiel Loschwitz/Wachwitz kam es zu folgendem Streitfall zwischen
dem Loschwitzer Schulmeister und der Gemeinde Wachwitz:
(Schulmeister waren Lehrer die kein höheres Studium absolviert hatten,
sie besorgten den niederen Kirchendienst, zu dem anfänglich auch Läuten,
Kehren, Putzen u. ä. gehörten).
Mit Schreiben vom 24. Februar 1823 an den Dresdner Superintendenten Dr.
Carl Christian Seltenreich (1765 - Sup.1822 – 1836) und den
Bürgermeister und Verwalter des Dresdner Maternihospitals (dem die
Ratsgemeinde unterstand) Carl Christian Pohland (1786 – 1847, Ratsherr
seit 1799, von 1814-1830 acht mal Bürgermeister in Dresden), beschwert
sich der Schulmeister von Loschwitz, Johann Gottfried Hofmann († 1829,
seine Grabstätte befindet sich auf dem Loschwitzer Kirchhof am
westlichen Aufgang zur Kirche – die Inschrift ist völlig verwittert),
dass die ihm zustehenden jährlichen zwei Singumgänge zu Neujahr und
Ostern in allen zur Kirchfahrt gehörenden „Communen“ von der „Commune“
Wachwitz verboten worden sind [25].
Als Begründung gab der von Wachwitz in die Wohnung des Schulmeisters
nach Loschwitz geschickte, bevollmächtigte Einwohner, Johann Christian
Steinhaus, an, dass der Schulmeister es abgelehnt hatte auf seine Kosten
eine Kirchenmusik an den „Lob- und Dankfesten“ auszuführen.
Auch der befragte Richter, Johann Samuel Gerhard, daselbst, bestätigte
dem Schulmeister, dass die Gemeinde Wachwitz beschlossen habe, die zwei
Singumgänge jährlich, daselbst, für die Zukunft ausdrücklich und
gänzlich zu untersagen.
Hofmann schrieb weiter:
„Den jetzigen Neujahrs Singumgang in Wachwitz zu halten habe ich nicht
wagen dürfen, solchen vielmehr aussetzen zu müssen geglaubt, weil ich …
unbezweifelt Mißhandlungen und Herabsetzungen zu fürchten gehabt hätte.
Durch das Verbot erleide ich eine nicht unbedeutende Einbuße. Jeder der
besagten Singumgänge hat mir in Wachwitz wenigstens 5 rs. 12 gr. (5
Taler, 12 Groschen) und beide zusammen 11 rs Einkommen gewährt.
Hofmann bittet, Hochdieselben wollen die Verfügung treffen, dass die
Gemeinde Wachwitz zu Neujahr und Ostern jeden Jahres 5 Taler und 12
Groschen und auch alle und jede verursachten gerichtlichen und
außergerichtlichen Kosten erstatten soll“ [25].
(Im Kirchspiel Loschwitz erhielt der Schulmeister 1706 quartalsweise von
jedem Haus 6 Pfennig, von jedem Wirt zusätzlich 3 Pfennig und noch
Zuwendungen von Einzelereignissen wie Hochzeiten, Begräbnissen u. ä.
Jeder Schüler musste wöchentlich 6 Pfennig bezahlen – mit
Schreibenlernen kostete es 9 Pf., mit Rechnen und etwas Latein einen
Groschen. Erst 1835 wurde ein festes, regelmäßiges Einkommen für Lehrer
eingeführt).
Am 29. März 1823. schreibt dazu der Superintendent Dr. Seltenreich an
den „Rechtsconsulent Nitzsche als Gerichts Direktor zu Wachwitz, dass
bei der Local Expedition der Kirchrechnungsabnahme zu Loschwitz“ am 10.
Januar 1823 die Kirchfahrt den Wunsch vortrug, der Schulmeister solle
ihr am Lob- und Dankfeste jährlich eine Kirchenmusik halten. Er war
nicht abgeneigt und wollte auch „sein Mühe darauf verwenden, zwei Taler
beizutragen“, verlangte aber, dass die Kirchfahrt die nötigen Musiker
und Sänger speisen und weiter abfinden möchten. Dazu aber war man nicht
geneigt und einige drohten, dass der Schulmeister noch mehr verlieren
solle, als ihn die Kirchenmusik kosten würde.
Diese Drohung haben nun die Wachwitzer wahr gemacht, indem sie dem
Schulmeister die gewöhnlichen Singumgänge in ihrem Dorfe untersagt
hatten.
Dagegen hat nun der Schulmeister eine „Vorstellung“ eingereicht, weil
dadurch sein Diensteinkommen geschmälert werde. Diese „Vorstellung“ ist
auch an den Bürgermeister Poland (Carl Christian Pohland 1814 – 1832)
als Verwalter des „Maternen Hospitals“ (Ratsgemeinde) gerichtet, „aber
derselbe hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass das Dorf Wachwitz
unter die Adelsaufsicht (Rittergut Wachwitz) gehöre, daher wende ich
mich an Ew. (Euer) Hochedelgeboren in dieser Angelegenheit“.
„Wegen der Sing- und Gregoriusumgänge sind zwar schon d. 24 April 1805
und d. 5. Febr. 1814 „Rescripte und Publicandum“ [26] ergangen, weil man
darauf bedacht gewesen ist, sie abzuschaffen, indem man sie für
schädlich und gefährlich anzusehen geneigt ist. Allein es ist keiner
Gemeinde nachgelassen sie zu verbieten und ihr Verbot als Repressalien
zu brauchen“ [25].
Der für kirchliche und somit auch schulische Angelegenheiten hier
zuständige Superintendent Dr. Seltenreich ordnete für den 28. Juni 1823,
des Vormittags um 10 Uhr, dann in Wachwitz auf der Hofepresse, „als der
dortigen gewöhnlichen Gerichtsstelle bey Vermeidung von 5 rs (Taler)
Strafe an, diese Sache ins Verhör zu ziehen“ 1. Eingeladen dazu waren
Pfarrer und Schulmeister zu Loschwitz, die Gemeinde Wachwitz durch
mehrere Ausschusspersonen.
Pfarrer Christian August Kretzschmar hatte in einer mehrseitigen
wortreichen Begründung wegen Arbeitsüberlastung noch am 26. Juni seine
Teilname abgesagt – der 28. Juni war ein Samstag und sonntags
Gottesdienst. Das hatte auch der Superintendent eingesehen und nicht auf
der Strafe von 5 Talern bestanden – „Ich werde in dieser Sache nicht
Liquidier“ [25].
Erschienen waren zu diesem Verhör:
In Vertretung des Superintendenten – der Rechts -Consulent Carl Gottlob
Nitschke als Gerichtsdirektor von Wachwitz; Johann Samuel Gerhard, der
Ortsrichter von Wachwitz; die Schöffen Johann Christian Friedrich und
Johann Gottlob Zeibig („beyde Gerichtspersonen“), der Loschwitzer
Schullehrer Johann Gottfried Hofmann; von der Gemeinde Wachwitz als
Ausschusspersonen: Christian Steinhaus, Hausbesitzer, Christian Patzig
Weinbergsbesitzer, Gottlieb Ehlich, Hausbesitzer und Maurermeister,
Johann Gottlieb Fehrmann … .
Das Resultat dieser Verhandlung beschrieb der Kirchen – Rath und General
- Superintendent (vom Schulmeister so verwendete Postanschrift) Dr.
Seltenreich folgendermaßen: „Durch diese Art wird es also mit den
Singumgängen beim Alten verbleiben. Dresden, d. 9. Juli 1823“ [25].
4.b Eine Lese- „Winkelschule“ in
Loschwitz 1861
Pfarrer Christian August Kretschmar (1791-1865)
schreibt im Januar 1861:
„Hochwürdiger Hochverehrtester Herr Superintendent. Ein eigenthümlicher
Vorfall ist die Veranlassung gegenwärtiger Berichterstattung … als mir
die Kunde ward, daß ein hier Heimatsangehöriger pensionierter K. S.
Fourier (militär. Versorgung) Friedrich Daniel Jacob seit einiger Zeit
in seiner Wohnung Kinder versammle, denen er Unterricht im Lesen
ertheile“ [27]. Jacob meinte nach Befragen, dass er „ein gutes Werk
betreibe, wenn die Kinder, namentlich solche, die auch zurück sind in
ihren Leistungen weiter gebracht würden“. Pfarrer Kretschmar erklärte
ihm, dass seine Handlungsweise gegen das Schulgesetz verstoße und er ihm
jede Erteilung von Unterricht untersagen müsse. Jacob bat darum die
Sache mit den Herren Lehrern zu besprechen. Diese aber waren gegen
Jacobs Nachhilfeunterricht, so dass er das Verbot akzeptierte.
Aber „drei Parochianen (Kirchgemeinde - Mitglieder), der Hausbesitzer
und Zimmermann Carl Gottfried Raschelt, und die Maurer und Hausbesitzer
Carl Gottfried Adam und Heinrich Gottfried Kluge vom Weißen Hirsch - im
Auftrag mehrerer - beklagten, … eine so schöne Gelegenheit … Lücken
ihrer Schulbildung auszufüllen … und baten mich bei „Euer Hochwürden um
gütige Vermittlung. … Jacob hat eine gute Ausbildung erlangt und ist in
jeder Beziehung ein unbescholtener Mann“ [27].
An die Superintentur II und das Gerichtsamt Dresden schrieb am 2.
Februar 1861 letztendlich die Königliche Kreis – Direktion: sie „hat
keinen ausreichenden Grund gefunden, besagten Jacob … behindern zu
lassen, sobald diese Privatnachhilfe … also zu einer Zeit geschieht, wo
die betreffenden Kinder die öffentliche Schule nicht zu besuchen haben
…“ [27].
5. Das 3. Schulhaus – „Die Körnerschule“
1887 bis 1945
Es musste also ein Baugrundstück gesucht werden.
Nachdem für ein zweites Schulgebäude in dem „sogenannten Oberloschwitz“
am Pferdewg / Buttergase (heute Steglichstrasse / Hirschleite) bereits
das Flurstück 508 der Hietzig`schen Erben für 5596 Mark angeboten war,
entschloss man sich, ein Zentralschulgebäude in der Nähe des alten
Schulgebäudes zu errichten. Der Gutsbesitzer Karl August Karisch
erklärte sich 1884 bereit, Teile seines Flurstückes - Nr. 819 (3000 m²
Feld) für 16 500 Mark an die Schulgemeinde Loschwitz, „nach erfolgter
Aberntung des darauf stehenden Weizens“ [13], zu verkaufen.
Die Vorstellungen des Schulvorstandes für die Gestaltung der Schule
waren: „das neue Schulgebäude hinsichtlich der äußeren Ausstattung mit
seiner Lage an der verschönten Pillnitzer Straße, sowie mit seiner
Umgebung (Kirche und Villen) in Einklang bringen zu sollen“ [13].
Auf die erfolgte Ausschreibung waren bis zum 1. März 1886 acht
Bewerbungen mit Kostenanschlägen von 110040 bis 87631 Mark eingegangen.
Der Schulvorstand hatte sich einstimmig für die Planungen (90979 Mark)
des Loschwitzer Baumeisters Carl Wilhelm Richter entschieden. [13]. In
der Sächsischen Dorfzeitung vom 8. Mai 1886 war der Baubeginn „zur
Freude aller Bewohner“ gemeldet worden.[19].
Das Gebäude stellte eine Vorwegnahme der 20 Jahre später erfolgten
Körnerplatz – Architektur mit verschiedenen historischen Stilelementen
dar (Bild 5). Es hatte elf Achsen, drei Geschosse und ein Flachdach mit
einer Walmdacheinfassung, war 28 m breit, 18 m tief und bis zur Traufe
14 m und zum Flachdach 18 m hoch. Von der Straße war es etwa 12 m
zurückgesetzt, so dass ein gepflegter Vorgarten angelegt werden konnte.
Die Fassade der Hauptansichtsseite war stark gegliedert. Ein
Mittelrisalit schloss im Erdgeschoß die Eingangstür ein und war oben mit
einem kleinen Ziergiebel mit Türmchen bekrönt. Etwas von der Vorderfront
zurückgesetzt befand sich oben noch ein Dachreiter.

Bild 5. Hauptansichtsseite der Körnerschule um 1887 [19].
Da das Grundstück nur 32 m breit war, musste die
Zustimmung der Nachbarn eingeholt werden [13].
Hinten war an das Schulhaus ein ebenerdiges Abortgebäude mit einer
wasserdichten Grube, die mindestens 10 m von Brunnen entfernt sein
musste, angebaut. Es gab 10 Schulzimmer von etwa 60 m² Größe und im
Dachgeschoß eine Hausmeisterwohnung.
Der Direktor Zimmer hatte freiwillig auf eine Dienstwohnung verzichtet,
so dass bis 1921 im 1. Obergeschoß noch eine Volksbibliothek
eingerichtet werden konnte.
Ab 1885 erfolgte die Bauplanung und Bauausführung
durch Wilhelm Richter aus Dresden. Im August 1886 war das Schulgebäude
an der Pillnitzer Strasse 16 (ab 1921 -Landstrasse) „bis auf Vornahme
der Putzarbeiten“ fertiggestellt [13].
Der benachbarte Baumeister Friedrich Wilhelm Voigt begleitete jahrelang
den Neubau mit Einsprüchen und wendete sich nach jeder Ablehnung -
selbst als der Bau bereits fertig war - an die jeweils höhere Instanz
bis zum Königlichen Hohen Gesamtministerium. Er hatte sich an der
Ausschreibung für den Neubau auch beteiligt, hatte aber wegen zu hoher
Kosten den Zuschlag nicht bekommen. Im Oktober 1887 wurde ihm die
Zwangsvollstreckung angedroht, falls er die Bearbeitungsgebühren von 19
Mark und 25 Pfennig nicht bis zum 29. zahlen würde. Im Dezember folget
dann der Pfändungsbefehl [13].
Am Montag nach Ostern, dem 18. April 1887, wurde die „Schulweihe“ durch
den Königlichen Bezirksschulinspektor, Schulrat Grüllich, vollzogen
[13].
1892 erfolgte noch der Bau einer Turnhalle.
Im Flurplan (Bild 6) ist die Lage / Grundrisse der Körner - und der
Schillerschule dargestellt.

Bild 6. Flurplan - Körnerschule mit Turnhalle und Schillerschule mit
Verwaltungsgebäude [28].
Durch die Luftangriffe der Alliierteten auf Dresden
1945 wurden auch Loschwitz nicht verschont – Körnerschule und Turnhalle
brannten aus und wurden 1950/51 abgerissen [19]
6. Das 4. Schulhaus – „Die
Schillerschule“ seit 1909
In den Lebenserinnerungen von Otto Kotzsch [35], dem
Sohn des im Abschitt I.4 genanten Fotografen August Kotzsch und der
Dresdner Zeitschrift „Elbhangkurier“ sind viele Beiträge (mehr als 26)
über die Schule und das Leben an der Schule veröffentlicht [22, 29, 30],
so dass hier nur eine kurze Übersicht gegeben wird.
1909 konnte endlich die höhere Volksschule aus der „Alten Schule“ in das
neue Gebäude König - Albert - Alle 15 (heute Fidelio-F.-Finke-Str.)
umziehen (Bild 7). Am 18. Oktober 1909 fand die offizielle Einweihung
statt [22]
Das Schulhaus war schon damals eines der modernsten im Vergleich mit der
Stadt Dresden und Umgebung. Es „besaß 14 Unterrichtsräume, ein
Naturkundekabinett, eine Lehrküche, eine Modellierwerkstatt, einen
großen Zeichensaal, eine umfangreiche Lehrmittelsammlung und eine
Bibliothek“ [29].
Der Entwurf für den Bau der Schule von dem Dresdner Architekten,
Professor Georg Schramm wurde am 7. März 1908 bei der Königlichen
Amtshauptmannschaft Dresden Neustadt eingereicht. Er musste aber bis zum
Beginn der Bauarbeiten im September 1908 noch mehrmals geändert werden.
Die Maurerarbeiten wurden vom Loschwitzer Baumeister Karl Heinrich
Reichpietsch (1859 -1947) ausgeführt [22]. Für andere Gewerke wurden
ebenfalls Loschwitzer Firmen beauftragt.
Das in Bild 7 rechts neben der Schillerschule stehende
Schulverwaltungsamt wurde 1909 im Obergeschoß (Direktorenwohnung) vom
Schuldirektor, Dr. phil. Ernst Kretzschmar, im Kellergeschoß
(Hausmeisterwohnung) vom Hausmeister Emil Junghans und im Erdgeschoß
(Büros) von der Verwaltung der selbständigen Schulgemeinde Loschwitz
bezogen [36]. Später wurde das Gebäude auch als Grundschule und Hort
genutzt.

Bild 7. Die Schillerschule 2014, 62. Mittelschule - „Friedrich Schiller“.
Nach Abschaffung der Monarchie in Deutschland erfolgte
1919 die Namensgebung der beiden Schulgebäude. Dazu wurde folgende
Mitteilung an die Bezirksschulinspektion Dresden III gerichtet:
„Loschwitz am 17. April 1919. Im Einvernehmen mit der Lehrerschaft hat
der Schulvorstand beschlossen unter Berücksichtigung unserer
Ortsgeschichte
1. Die Schule an der König Albert Allee nach dem großen Volkserzieher
der Deutschen, Friedrich von Schiller als –Schiller – Schule – und
2. Die Schule an der Pillnitzerstraße zum Andenken an den Heldenjüngling
Theodor Körner und zum Gedächtnis an die Loschwitzer Jünglinge und
Männer, die erfüllt von seiner Begeisterung ihr Leben fürs Vaterland
dahin gegeben haben als – Körner – Schule - zu bezeichnen“ [28].
Das wurde dort als „Beschluß des Bezirksschulinspektors - gesehen, Dr.
Lange“ am 26. April 1919 registriert [28], bis 1944 im letzten Dresdner
Adressbuch festgehalten und wird bis heute im Sprachgebrauch angewendet.
Im gleichen Jahre wurde in Sachsen auch das Schulgeld abgeschafft.
Nach der Eingemeindung von Loschwitz am 1. April 1921 ging das Eigentum
der Schulgebäude von der Schulgemeinde Loschwitz an die Stadtgemeinde
Dresden über.
Seit 1926 wurden beide Schulgebäude gemeinsam als 62. Volksschule und
die Körnerschule zusätzlich als 7./6. Mädchenberufsschule (ehemalige
Fortbildungsschule) bezeichnet (heute 62. Mittelschule - „Friedrich
Schiller“).
Personen und Gebäude dieser Schule mussten eine sehr wechselvolle
Geschichte überstehen. Nach der „Kaiserzeit“ folgte von 1918 bis 1933
die labile Weimarer Republik, von 1933 bis 1945 das sogenannte „Dritte
Reich“ der Nationalsozialisten, die den 2. Weltkrieg verursachten,
danach bis 1989 die Scheindemokratie der sogenannten „Arbeiter und
Bauern Macht“ der DDR (Deutsche Demokratischen Republik) und seit dem 3.
Oktober 1990 das wirklich freiheitlich demokratische System der
Bundesrepublik Deutschland (BRD). Letzterem ist auch ein wesentliche
Erneuerung baulicher, künstlerischer und vor allem geistiger Zustände an
der Schillerschule zu danken.
Im Jahr 2014 wurde die Planung eines dreigeschossigen Zweckbaues mit
neuer Turnhalle anstelle der vorhandenen, verschlissenen Turnhalle
vorgestellt [31].
7. Das 5. Schulhaus – die neue
Grundschule seit 2010
Analog zum Abschnitt II. 6. werden auch hier nur wenige
Informationen gegeben, da genügend öffentlich zugängiges Material
vorliegt.
Im September 2010 konnte an der Pillnitzer Landstraße 38 die erste neue
Grundschule nach der politischen Wende in Dresden bezogen werden. Die
offizielle Einweihung erfolgte kurz nach dem Beginn des Schuljahres am
23. September [32].
Ein weiteres Novum: Diese Schule ist der erste sächsische Schulneubau in
Passsivbauweise, was u. a. durch folgende Maßnahmen erreicht wird: gute
Wärmedämmung, geregelte Be- und Entlüftung, Wärmerückgewinnung aus der
Abluft, Erdwärmenutzung, Photovoltaik-Anlagen und solarunterstütztes
Gasbrennwertgerät für Wärmebedarfsspitzen [33].
Die Schule hat 8 Klassen- und 4 Horträume um einen Lichthof, eine
Einfeldsporthalle über zwei Etagen, Freisportanlagen und genügend
Pausenflächen. Außerdem stehen Fachräume für Werken, ein Medienraum,
zwei Gruppenräume, Lehrmittelräume sowie eine Bibliothek zur Verfügung.
[34].
Jede Klasse hat ihr eigenes Klassenzimmer, dass mit einer
Helligkeitssteuerung ausgerüstet ist. Die CO2 - Konzentration wird
ständig gemessen und automatisch mittels der Lüftungsanlage im optimalen
Bereich gehalten [32].

Bild 8. Die 62. Grundschule, Pillnitzer Landstraße 38, 2014.
Die Schule läuft zweizügig, d.h. pro Klassenstufe zwei
Klassen mit insgesamt 8 Klasen. Über eine Erweiterungsbau muss 2014
schon wieder beraten werden.
Die Freisportanlage hat eine 50 m-Laufbahn, Weitsprunganlage und
Ballspielfeld. Weiterhin ist ein Schulgarten vorhanden. Der Freizeitraum
ist mit Sitzmöglichkeiten und Spielgeräten ausgestattet.
Literatur zu II
[1] Blaschke, Karlheinz, Kreuzkirche, Kreuz-schule, Kreuzchor zu
Dresden im Mittelalter, Dresdner Hefte, Nr.30, 1992.
[2] Vormbaum, Reinhold, Die evangelischen Schulordnungen des
16.JH, Bertelsmann, Gütersloh, 1860.
[3] Uhlig, Gottfried, Geschichte d. Sächsischen Schulwesens bis
1600, Hellerau -Verlag, Dresden, 1999.
[4] Schmidt, Roland, Geschichte d. Sächsischen Schulwesens v. 1600
bis 1918, Hellerau -Verlag, Dresden, 2008.
[5] Bestellung der Glöckner u.Schulmeister auch Organisten. Von
1618 bis 1707, Stadtarchiv Dresden, Ratsarchiv, Sign. 2.1.4., Nr. D XV.
[6] Pohle, Friedrich Wilhelm, Chronik von Loschwitz, Heft I
bis VI, Albanus´sche Buchdruckerei, Cr. Teich, 1883 -1886.
[7] Steude, Wolfram, in 300 Jahre Kirchgemeinde Dresden -
Loschwitz, Ev. - Luth. Kirchg. Loschwitz, Eigenverlag, 2004.
[8] Arnold, Johann, Magister, … Beschreibung … der neu erbauten
Kirche zu Loschwitz, Handschrift, Sä. Staats- u.
Universitätsbibliothek Dresden (SLUB), 1710.
[9] Wenzel, Otto- R., in 300 Jahre Kirchgemeinde Dresden -
Loschwitz, Ev. - Luth. Kirchg. Loschwitz, Eigenverlag, 2004.
[10] Besetzung…Kirchschulstelle, 1892, Stadtarchiv Dresden Sign. 8.27,
I, Abschn 15, Nr. 3.
[11] Ev. - Luth. Kirchg. Loschwitz, Parochialsachen, Kirchenarchiv I,
Loc.III, Nr.1 u.2.
[12] Hirsch, Ernst, Griebel, Matthias, Herre, Volker, August Kotzsch,
Verl. der Kunst Dresden..., 1991.
[13] Das Schulgeb. zu Loschwitz, 1877, Stadtarchiv Dresden Sign.,10 -
Nr. 95 77.
[14] Bauantrag Veilchenweg 2, 1864, Stadtarchiv Dresden Sign.,10 -
Nr. 54 011.
[15] Wehnert, Emil, Hist. Häuserbuch für Loschwitz, 1968/69,
Stadtarchiv, Dresden, Sign.17.2.6.
[16] Müller, Carl Wilhelm, Special - Commissar,
Gebäudeabschätzungsverzeichnis von Loschwitz, 1837, Sä.
Hauptstaatsarchiv Dresden, Sig.10 754, Nr. 2419.
[17] Adressbücher von Loschwitz, 1883 -1889, Stadtarchiv Dresden.
[18] Erweiterung des Schulgebäudes zu Loschwitz, 1806, Sä.
Hauptstaatsarchiv Dresden, Sig.10754, Nr. 2439.
[19] Griebel, Matthias, in Dresdner Geschichtsbuch Bd. 3, DZA Verl. f.
Kultur u. Wissensch., Altenburg, 1997.
[20] Baulichkeiten im Schulhaus zu Loschwitz, 1830, Sä.
Hauptstaatsarchiv Dresden, Sig.10 754, Nr. 2440.
[21] Schmidt, Matthias, Das Haus Pillnitzer Landstrasse 8, Elbhang -
Kurier, Dresden, 10/1997.
[22] Das Schulgebäude in Loschwitz..., Kön. Albertallee 15, 1908,
Stadtarchiv Dresden, Sign. 10 Nr. 15335.
[23] Drechsler, Volkrat, Pillnitzer Landstr. 8 Sanierung 1997, Elbhang -
Kurier, Dresden, 1997/8.
[24] Siegel, Friedrich, Handbuch der christlich - kirchlichen
Altertümer, Verlag Ludwig Schumann, Leipzig 1836.
[25] Von der Gem. Wachwitz verweigerter Singumgang,1823, Sä.
Hauptstaatsarchiv Dresden, Sig.10754, Nr. Nr. 2431.
[26] Richter, Wilhelm Th., Codex des im Königreiche Sachsen geltenden
Kirchen- und Schul-Rechts …, Verlag Bernh. Tauchnitz jun., Leipzig 1840.
[27] Beabsichtigter Leseunterricht … Friedrich Daniel Jacob, 1861, Sä.
Hauptstaatsarchiv Dresden, Sig.10 754, Nr. 2420.
[28] Körnerschule Schillerschule, 1914, Stadtarchiv Dresden Sign.,10 -
Nr. 51 246.
[29] Knoßalla, Sabine, Die Schillerschule wird 100, Elbhang- Kurier,
Dresden, 2009/9.
[30] Lepsy, Bernd, Wehrerziehung…im Kindergarten, Elbhang- Kurier,
Dresden, 2009/9.
[31] Frohse, Jürgen, Nur Einfeldsporthalle ..., Elbhang-Kurier, Dresden,
2014/3.
[32] Frohse, Jürgen, Grundschule in Loschwitz …, Elbhang-Kurier,
Dresden, 2010/8.
[33] Raum und Bau GmbH, Grundschule am Pappelwäldchen, 2008,
www.raumundbau.com.
[34] Frohse, Jürgen, Durchdachte Innenraumkonzeption für die neue
Grundschule in Loschwitz, Elbhang-Kurier, Dresden, 2008/2.
[35] Kotzsch, Otto, Oh du herrliche Jugendzeit, Elbhang - Kurier -
Verlag, Dresden, 2004.
[36] Adressbücher von Dresden, 1702 bis 1944, Sächsische
Landesbibliothek -Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB).