Die Kinderbewahranstalten und
Kindergärten von Dresden - Loschwitz
von Helmut Dorschner
Vorbemerkung
Vorweg sei die Seltenheit genannt, dass, außer einer
kurzen Interimslösung, die fünf im folgenden genannten historischen
Gebäude, in denen sich die Kindereinrichtungen seit 1865 befanden
(Friedrich – Wieck – Str. 7, Grundstrasse 30 ist nicht mehr vorhanden,
Grundstrasse 26, Fidelio – F.- Finke Str. 3, Grundstrasse 36 und
Veilchenweg 7), heute noch fast im Originalzustand vorhanden sind. Heute
werden außer einigen kleinen privaten Einrichtungen nur noch die beiden
großen städtischen, nach der Deutschen Wiedervereinigung 1989 völlig neu
errichteten, Einrichtungen, Fidelio - F.- Finke Str. 11 und
Winzerstrasse 2 zur Vorschulkinderbetreuung in Loschwitz genutzt.
Bekannte Persönlichkeiten im Zusammenhang mit der Bedeutung
frühkindlicher Erziehung sind der Schweizer Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi (1746 - 1827) und der aus
Bad Blankenburg in Thüringen stammende Friedrich Wilhelm August Fröbel
(1782 - 1852). Von Fröbel stammt auch die Bezeichnung Kindergarten.
In deren Sinne, Geist und Lehren wurde genau in dieser Zeit 1850 der
Loschwitzer Frauenverein (s. Abschnitt IV.) gegründet, dessen erste
Zielstellung ebenfalls die sinnvolle Betreuung und Erziehung von sich
selbst überlassenen Kindern war. Zunächst betraf es nur Schulmädchen,
aber es wurde auch die Betreuung von Vorschulkindern angestrebt.
1. Beginn der Kleinkinderbetreuung in
Loschwitz 1865 – 1870
In der Sitzung des Frauenvereins am 3. April 1864 auf
dem Weißen Hirsch („Anwesende: Frau Oeconomierätin Geyer als
Vorsitzende, Frau Friedensrichter Preißler, Frau Dr. Burk , Frau verw.
Stirl, Frau Hofgärtner Neumann, Frl. Kretschmar, Frl. Preißler, Herr
Jacob und der Unterzeichnete“ - Herr Neumann) teilte Frau Geyer mit,
dass sie in Loschwitz für die Nutzung als Klein - Kinderbewahranstalt
das „Fiedlersche Grundstück“ gekauft habe.
Frau Emilie Adolphine Geyer hatte im Januar 1864 das Grundstück, Brand -
Kataster – Nr. 316, Flurbuch- Nr. 142, heute Friedrich - Wieck - Str. 7,
für 2800 Taler gekauft [1], es umbauen lassen [2] und es 1865 dem
Frauenverein geschenkt [3].

Bild 1. Friedrich-Wiek-Str. 7, im Jahr 1864
In Bild 1 sind die Giebelseite des Gebäudes und ein
hinten quer stehendes Haus, welches 1878 im Rahmen des ersten Neubaues
einer Kinderbewahranstalt abgerissen wurde (s. Abschnitt V.3.),
dargestellt.

Bild 2. Hofansicht im Jahr 1864
Bild 2 zeigt die Hofseite des vorderen Gebäudes, Bild
1, und rechts daneben ein zweites kleineres Gebäude, eines der ältesten
Fachwerkbauten in Dresden [4]. Seit 1683 sind Loschwitzer Besitzer
nachgewiesen [5]. Beide Häuser wurden denkmalsgerecht restauriert und
sind heute noch original erhalten.
Die Zeichnung wurden 1864 vom Maurermeister Carl Ehlich, der auch die
Umbauten (Schornstein, Stubenvergrößerung) ausführte, angefertigt und
zur Genehmigung beim Königlichen Gerichtsamt Dresden eingereicht. [2].
In der Besitzurkunde für den Frauenverein heißt es: „2. Die Übereignung
des vorgedachten Hauses an den Frauenverein erfolgt zu dem Zwecke, dass
der Frauenverein dem Wunsche der Geberin entsprechend, in demselben eine
Klein - Kinder - Bewahranstalt errichte und unter seiner Obhut
erhalte“[3].
„Sie hat den Zweck, Kindern die im Elternhause um der
Erwerbsverhältnisse der Eltern willen nicht genügend beaufsichtigt
werden können, für die Dauer des Tages Unterkommen und Pflege zu bieten
und sie vor schädlichen Einflüssen auf Leib und Seele zu bewahren“. Es
wurden gesunde Kinder vom zweiten Lebensjahr an bis zu ihrem Eintritt in
die Schule aufgenommen. Die Eltern mussten 10 bzw. 15 Pfennige pro Tag
bezahlen [6].
Die landespolitische Bedeutung dieses Vorhabens ging auch aus folgender
Information hervor, die anlässlich einer „Conferenz“ des Frauenvereins
bereits am 1. Mai 1864 „im Gasthofe zu Loschwitz“ (Gasthof Demnitz)
mitgeteilt wurde: „ … dass infolge ihrer Liebe, Ihro Maj. die Königin
Marie, durch Herrn Zahlmeister Rieger, dem Verein die Summe von 50 rs
(Taler) zum Geschenk gemacht habe … solche bei der Kinderbewahranstalt
für Anschaffung des Inventars zu verwenden“ [3].
Für die Betreuung der Kinder sollte eine Diakonissin und ein sogenanntes
Marienmädchen als Aufwartung engagiert werden.
Der Frauenverein war jedoch mit der Kleinkinderbetreuung überfordert und
beendete 1870 diese Arbeit.
2. Pfarrer`s und
Leonhardi`s 1871 -1879
Aber der Loschwitzer Pfarrer Julius Alfred Kretschmar
(1831 - 1896), der bis dahin auch maßgeblich an Aufbau und Leitung
beteiligt war, und seine Frau nahmen sofort Anfang des Jahres 1871 die
Sache „ auf`s neue in die Hand, so dass sie am 1. Mai in den o. g.
Gebäuden wieder eröffnet werden konnte“ [6].
1874, zu Ostern, musste die Kinderbewahranstalt das Grundstück wegen
Unstimmigkeiten mit dem Frauenverein räumen. Am 10. Oktober 1873 hatte
dazu der Frauenverein in der Hauptversammlung einstimmig beschlossen,
die „die Locale nebst Garten, welche die Kinderbewahranstalt inne hat,
zu kündigen, so dass solche zu Ostern 1874 geräumt sind“ [7].
Nachdem zunächst das Haus Brd. Kat. Nr. 228, Grundstr. 30 (steht heute
nicht mehr) von Frau Amalie Petschel für 100 Taler pro Jahr gemietet
werden konnte [7], gewährte Eduard Leonhardi (1828-1905), der bekannte
Loschwitzer Maler, Tintenfabrikbesitzer und Kunstmäzen, ab Michaeli (29.
Sept.) 1874 „in der von ihm erkauften Hentschel`schen Mühle (später von
Leonhardi zum Künstlerquartier „Rote Amsel“ umgebaut, heute
Leonhardimuseum, Grundstr. 26) der Anstalt zum gleichen Preise ein Asyl,
das weit geräumiger und passender als das gegenwärtige ist“ [9]. Seine
Frau, Apoline Leonhardi, war zweimalige Vorsteherin des Frauenvereins.
In Bild 3 ist das Anwesen der ehemaligen Hentschelmühle „um 1875“ [10]
genau in der Zeit dargestellt, in welcher sich dort die
Kinderbewahranstalt wahrscheinlich im rechten Flügel befunden hatte.

Bild 3. Die „Kinderbewahranstalt“ Hentschelmühle um 1875
3. Der Erste
Neubau 1879 - 1901, heute Fidelio-F.-Finke Str. 3
Mit Kaufvertrag vom 27. März 1877 verkaufte der
Frauenverein das im Abschnitt V.1. beschriebene Grundstück an das
Kuratorium der Kinderbewahranstalt (juristische Person) von Loschwitz
für 10500 Mark [1].
Zur Finanzierung dieses Kaufes ist folgendes belegt: Im Grundbuch sind
5400 Mark Schulden (am 27.März 1877 abgetretenes Kaufgeld) auf den Namen
Eduard Leonhardi eingetragen. Weiterhin steht in der Stiftungsurkunde
der Frau Thekla Souchay Stiftung (18000 Mark), die am 30. Mai 1876 von
ihrem Bruder, Julius Schunk, als Testamentsvollstrecker unterzeichnet
wurde, unter Punkt 3.:“Der Kleinkinderbewahr - Anstalt unter der
Zusicherung, daß derselben im Falle der Ansässigmachung durch Errichtung
eines passenden Stationshauses ein Capital von 3000 Mark verfügbar
gestellt werde welches bis zu diesem Zeitpunct durch seine eigenen
Zinsen anwachsen soll“ [11].
Thekla Souchay, geb. Schunk, Ehrenmitglied des Direktoriums der
Kinderbewahranstalt, errichtete und bewohnte seit 1859/61 mit ihrem
Ehemann, dem deutschen Kaufmann Johann Daniel Souchay, die Villa
Souchay, heute Schloss Eckberg [12], war am 3. Mai 1876 verstorben. „Der
Fall der Ansässigmachung ist eingetreten und das Kapital ausgezahlt
worden“[6].
Der am 23. Juni 1871 verstorbene Johann Daniel Souchay hatte 1871, noch
in seinem Todesjahr, 5000 Thaler (15 000 Mark) der Gemeinde geschenkt,
deren Zinsen zu Armenzwecken verwendet werden sollten [6].
Die Festlegung der genannten 3000 Mark kann 1876 als Start für
Überlegungen des Erwerbes eines eigenen Grundstückes und der Errichtung
eines neuen Anstaltsgebäudes im Garten des Grundstückes angesehen
werden, da die damals genutzten Räumlichkeiten viel zu klein geworden
waren [9].
Zur Errichtung des neuen Anstaltsgebäudes wurden am 27. August 1878 vom
Gemeindevorstand, Moritz Strauß, die Zeichnungen mit den Unterschriften
des Vorsitzenden des Direktoriums der Kinderbewahranstalt, Pfarrer
Julius Alfred Kretzschmar, und des Zimmermeisters, Willy Blochmann, bei
der Königl. Amtshauptmannschaft Dresden - Neustadt (KöAHDr-N)
eingereicht. Bereits am 4. Sept. 1878, schon nach 8 Tagen, wurden die
Zeichnungen mit dem handschriftlichen Vermerk „Bedingungsweise zulässig
befunden“ und den dazugehörigen Bedingungen des Baumeisters Hammer, auf
der Rückseite des eingereichten Schreibens, zurückgegeben. Am 11.
Dezember 1878 wurden noch die Zeichnungen für die Neuanlage eines
Schuppens und Abtrittes (Toilette) bei der KöAHDr-N eingereicht, was am
18.12.78 mit besonderen Baubedingungen, wieder von Baumeister Hammer,
bestätigt wurde.
Die Fertigstellung des ersten Neubaus der Kinderbewahranstalt wurde
schon nach acht Monaten am 14. Mai 1879 durch das Abnahme - Bau -
Revisions - Protokoll dokumentiert [2].
Ein Foto aus dem Loschwitzer Kirchenarchiv, Bild 4, zeigt eine
Erzieherin und Kinder wahrscheinlich in Faschingskostümierung am Eingang
zur Kinderbewahranstalt. Im Hintergrund ist das neue Anstaltsgebäude zu
sehen.

Bild 4. Eingang zur Kinderbewahranstalt, Friedrich-Wieck.Str.7 (Repro J.
Frohse)
In Bild 5 ist das heutige Aussehen der beiden
ehemaligen Kinderbewahranstalten dargestellt. Im Vordergrund die alte
Kinderbewahranstalt von 1865, dahinter das 1878/9 neu erbaute Gebäude.

Bild 5. Zwei Gebäude ehemaliger Kinderbewahranstalten, Foto J.Frohse,
1996.
Aber auch das neue Haus war im Laufe der Zeit zu klein
geworden, so dass eine Erweiterung erforderlich wurde. Dazu hatte das
Direktorium der Kinderbewahranstalt unter der Leitung von Pfarrer
Kretschmar in den 1890er Jahren an die KöAHDr-N mehrere Baugesuche zur
Erweiterung des Gebäudes bzw. Errichtung eines Neubaues im Garten des
Grundstückes, Friedrich – Wieck – Str. 7 eingereicht. Diese wurden vom
Loschwitzer Gemeinderat wegen des laufenden Brückenbaues (1891 – 1893)
und der ungeklärten Fluchtlinienplanung längs der geplanten G – Strasse
(Fiedelio - F. - Finke – Strasse) zur Ablehnung empfohlen [2].
1887 war auch auf dem Weißen Hirsch (heute Luboldstrasse18) eine
Kinderbewahranstalt für „Weißer Hirsch und Oberloschwitz“ eingerichtet
worden, die auch aus der Loschwitzer Gemeindekasse unterstützt werden
musste, da z. B im März 1921 „von den 32 Pfleglingen 18 in Oberloschwitz
wohnen“ [13, 14, 15].
4. Der zweite Neubau 1901 – 1922 / 1955 -
Grundstrasse 36
Das Direktorium der Kinderbewahranstalt nun unter der
Leitung des Pfarrers Karl August Thonig (1862 – 1915) entschloss sich
deshalb mit Hilfe Eduard Leonhardi`s (1828 - 1905) einen Neubau an
anderer Stelle zu errichten.
Leonhardi wird in vielen Veröffentlichungen fälschlicherweise als
Stifter dieser Anstalt bezeichnet, denn er hatte bereits 1892 den
komfortablen Neubau des Armenhauses von Loschwitz gestiftet (s.
Abschnitt III.2.). Aber seiner hochrangigen Stellung und seinem
Engagement für die Sache ist es sicher zu verdanken, dass vom ersten
Baugesuch, das er als „Bauherr“ stellte, von 9. Jan. 1900 bis zum 9.
Nov. 1901 eine beziehbare Einrichtung für 60 Kleinkinder nebst
Hausmeisterwohnung erstellt werden konnte.
Von der Familie Leonhardi war dazu das Anstaltsglöcklein gestiftet
worden und aus mehreren Grundstücken per Dismembrations – Antrag
(Grundstückszerteilung) das neue Flurstück Nr. 625 an der Grundstrasse
36 - das notwendige Baugrundstück - geschaffen. Dieses verkaufte
Leonhardi für den geringen Preis von 1000 Mark an das Direktorium der
Kinderbewahranstalt (15. Nov. 1900 bezahlt, Grundbuch, 13. April 1901).
Da wegen der niedrigen Kaufsumme die Grunderwerbsteuer für die Gemeinde
offensichtlich zu gering ausfiel, musste der Finanzausschuss des
Loschwitzer Gemeinderates dazu Stellung nehmen. Er beschloss unter
Leitung des Gemeindevorstandes E. Näther am 7. Mai 1901, den Kaufpreis
„mit Rücksicht auf den guten Zweck …für angemessen zu erklären“ [16,
17].
In § 5 des Kaufvertrages hatte sich Leonhardi allerdings das Recht des
Wiederkaufs - wenn das Grundstück den Zwecken der Kinderbewahranstalt
entzogen werden sollte - vorbehalten [17]. Unterschrieben wurde der
Vertrag von Rechtsanwalt Hermann Meisel, Generalbevollmächtigter für
Leonhardi sowie Karl August Thonig, Pfarrer, Hugo Gustav Törmer (Maler
[8]), Moritz Strauß, Max Zachmann, Carl Fritzsche, Geheimer Rat Dr. Carl
Roscher für die Kinderbewahranstalt [17].
Die Finanzierung des Baues erfolgte über ein Darlehen von der
Landesversicherungsanstalt des Königreiches Sachsen zu Dresden von 35
000 Mark unter Bürgschaft der Gemeinde. Der Tilgungsplan reichte von
1902 bis 1962. Aber die vom Baumeister Reichpietsch veranschlagten
Kosten des begonnenen Baues betrugen im April 1901 bereits 42 600 Mark,
so dass ein weiterer Kredit beantragt werden musste.
Auch der Bauantrag für das Gebäude vom 9. April 1900 an die KöAHDr-N
wurde von Leonhardi gestellt und auch als „Bauender“ unterschrieben. Die
Bauplanung und Kostenabschätzung erfolgte durch Karl Reichpietsch als
Bauleiter und Ausführender.
Das Bauvorhaben wurde - im Gegensatz zu den vorher abgelehnten
Erweiterungen - intensiv vom Gemeindevorstand unterstützt, aber auch mit
vielen Forderungen und Auflagen begleitet. Z. B. steht im
Sitzungsprotokoll des Bauausschusses vom 9. März 1900 zum „Bauprojekt
des Prof. Leonhardi … a) …die linke Bachmauer auf seine Kosten zu
unterhalten, b) desgl. Auf der rechten Seite in Breite der Brücke. … Die
Befürwortung der erforderlichen Dispensation wird empfohlen …“.
(Dispensation betraf hier die Befreiung von Vorschriften der
Gemeindebauordnung bei geringfügigen Abweichungen von Abständen u. ä.).
Unter vielen anderen war eine wesentliche Forderung der Nachbarschaft
die Verpflichtung von Prof. Leonhardi, den „stark riechenden Mühlenteich
zuzuschütten“ (gehörte auch zu Leonhardis Grundbesitz, der Hentschel -
Mühle). Als Erklärung dazu wurde „im Auftrag vieler Nachbarn“
geschrieben: „Wenn man bedenkt, dass die Luft in der Grundstrasse durch
den sie durchfließenden und alle
Abwässer mit sich führenden Bach verschlechtert wird und Bach
und Mühlteich zusammen den künftigen Aufenthaltsort von gegen 70 Kindern
durch allerhand Ausdünstungen hinsichtlich der Gesundheit … dürfte unser
Ersuchen als ein gerechtfertigtes wohl zu bezeichnen sein“.
Unterschrieben: Loschwitz, den 30. April 1900, alle Grundstrasse rechts:
Otto Richter (Nr. 48), Ernst Rentzsch (Nr. 40), Karl Kaiser (Nr. 38),
Ernst Höhle (Nr. 48), Gustav Eisold (Nr. 32). Am 10. Mai 1900 fand dazu
im Rathaussaal die 11. öffentliche Gemeinderatssitzung statt, bei der es
zu folgendem Eklat kam: Im „Dresdner Anzeiger“ vom 11. Mai 1900 stand
dazu, „ in der gestrigen Gemeinderathssitzung kam es anlässlich einer
Beschwerde gegen die Erbauung einer Kleinkinderbewahranstalt auf dem von
Herrn Professor Leonhardi geschenkten (s.o) Grundstück zu heftigem
Meinungsaustausch … Herr Biener bezeichnete die Baustelle als ein
Sumpfloch … Herr Gemeindeältester Fischer … daß es unerhört sei, einen
Wohltäter der Gemeinde in so schändlicher Weise zu schmähen …“. Nachdem
der Gemeindevorstand sich von diesen Äußerungen distanziert hatte,
erklärte Herr Biener in der Gemeinderatssitzung am 6. Juni 1900, „ dass
er nie einen Grund gehabt habe Herrn Professor Leonhardi zu beleidigen
…“ [16].
Nach Klärung vieler Beschwerden und Auflagen im Laufe des Jahres 1900,
teilte der Rechtsanwalt Meisel aus Dresden mit Schreiben vom 29.
Dezember 1900 dem Gemeindevorstand mit: „Auf Veranlassung des Herrn
Direktor (der Tintenfabrik) Schluttig … wird das bestimmte
Grundstück durch Vertrag … der Kinderbewahranstalt … ins Eigentum
übertragen“ [16].
Am 21. Januar 1901 wird dann endlich „an Herrn Professor Leonhardi“ die
Baugenehmigung erteilt.
Die Bereitschaft von Leonhardi, sich als „Bauender und Bauherr“
gegenüber dem Gemeinderat und vor allem der KöAHDr-N, wenn auch nur mit
seinen Namen, zur Verfügung zu stellen, kann nicht hoch genug
eingeschätzt werden, wenn man die vielfachen Ablehnungen durch den
Gemeinderat am vorigen Standort in der Friedrich - Wieck - Strasse (s.
o.) bedenkt.
Die weiteren Aktivitäten im nun folgenden Baugeschehen nahm dann der
„wirkliche“ Bauherr, das Direktorium der Kinderbewahranstalt, unter
Leitung des Pfarrers Thonig wahr.
Als besonderes Vorkommnis, im Rahmen der ohne Verzögerungen ausgeführten
Bauarbeiten im Jahr 1901, soll ein Unfall vom 6. September 1901 kurz vor
der Fertigstellung des Gebäudes erwähnt werden.
Bei Wegnahme der Schalung ist eine Einfriedungsmauer aus Beton am
Berghang eingestürzt und der Zimmermann Wilhelm Ernst Kunze, geb.
17.1.1841, von einem Balken getroffen, sowie von Brettern und Erde
leicht verschüttet worden. Er blutete stark aus dem linken Ohr, klagte
über Schmerzen im linken Arm, wurde sofort befreit und gegenüber in das
Restaurant „Zum Kamerad“ gebracht. Dort wurde er von Dr. med. Dörffel
versorgt und dann vom Zimmerpolier Julius Schröder nach Bühlau nach
Hause gebracht. Der Vorfall wurde im Auftrag der KöAHDr-N von Baurat
Adam ausführlich untersucht. Der Baumeister und Bauleiter Reichpietsch
„hat nicht gegen die Regeln der Baukunst verstoßen“ … Beton wurde u. a.
zu früh ausgeschalt. Es wurde eine Neuberechnung von 0,6 m auf 1,0 m und
Neuerrichtung der Mauer vorgenommen [18].
Mit Datum vom 7. Nov. 1901 wurde dann endlich im „Bau - Revisions -
Protkoll“ an das Direktorium der Kinderbewahranstalt die
„Ingebrauchnahme“ des „Gebäudes und der Brücke nebst Tor“ durch die
KöAHDr-N gestattet.

Bild 6. Der zweite Neubau, Grundstr. 36.
Am Freitag, dem 15. Nov. ist der Hausmann Paul
Hantzsche mit Frau und Kindern als erster in das Haus eingezogen. Schon
„am Montag, dem 18. Nov. 1901 war der Einzug der 40 Kinder (aus dem
„ersten“ Neubau - heute Fiedelio - F. - Finke – Strasse 3) an einer
langen Waschleine, in dieselbe man lauter Knoten geknüpft hatte. An
jedem Knoten musste sich ein Kind aufhalten … mit dem Pfarrer Thonig und
seiner Frau… an der Spitze“. Und so ging es mit Musik ins neue Heim. Am
Einzug nahmen auch weitere Mitglieder des Direktoriums, Gemeindevorstand
Näther, Bäckermeister Fritzsche, Bäckermeister Kotte, Frau Leonhardi,
Frau Prof. Hofrat Hofmann – Stirl, Frau Hofrat Schluttig und Frl. Starke
teil [19].
Parallel zum Baugesuch war 1901 noch der Bau des im Hof heute noch
vorhandenen Gebäudes - eines „Spielschuppens“ - beantragt worden, der
auch zu einem längern Nachbarschaftsstreit - wegen des „kolossalen
Lärms“ und „Mietminderung“ - mit dem Malermeister Rentsch, Grundstrasse
40, führte. So schreibt er u. a. an die KöAHD-N „dieser Bau fand nur
Genehmigung, weil an dessen Spitze hohe Persönlichkeiten wie z. B. Herr
Professor Leonhardi e.t.c. stehen“ [19].

Bild 7. „Reinerlös für die Kinderbewahranstalt“ 1903 [20].
Die Bedeutung des Baues zeigte sich auch daran, dass z.
B. 1904 das Städtische Hochbauamt Reutlingen die Baupläne für einige
Tage zur Einsicht angefordert hatte. Die Information über „ ein neues
Kinderheim im Vorort Loschwitz“ hatten sie aus der Zeitschrift „Daheim“
entnommen.
1912 konnte durch eine „ hochherzige Schenkung seitens Frau Dr. Weidner“
folgende moderne Badeinrichtung angebaut werden: Wannen - und
Brausebäder für Kinder sowie zwei Wannenbäder für Erwachsene mit Zugang
von außen. Bauleiter war der Architekt Max Herfurt aus Dresden und
Ausführender Curt Hentschel vom Weißer Hirsch [17]. Dieser Anbau bis an
die Stützmauer zum Berghang ist auch heute noch vorhanden.
1. Weltkrieg 1914-1918
1916 hatte das Gebäude über eine Freileitung vom Gebäude Grundstrasse 38
einen Elektro – Hausanschluss vom 120 V Wechselstrom für sechs
Glühlampen erhalten.
Für „fast nur Soldatenkinder“ wurde im 1. WK 1917 im
Obergeschoß ein Schulhort eingerichtet, da „die Mütter gezwungen sind
einem Verdienst nachzugehen“. Die dazu notwendigen Umbauten mussten „
als reine Kriegsmaßnahme“ wortreich bei der KöAHDr-N beantragt
werden, da ein generelles Bauverbot bestand. Die Firma Karl Reichpietsch
„ersuchte (dazu) das Generalkommando des Heeres, um längere Überlassung
eines Zimmerpoliers“ [19].
Weimarer Republik 1919 - 1933
„Im Zusammenhang mit der im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts
beginnenden geistlich volkskirchlichen Belebung der ev.- luth. Kirche
und deren rechtliche Neuordnung, die letztlich 1919 nach dem 1. WK, der
Abschaffung der Monarchie in Deutschland und auch des Königreiches
Sachsen, zur Trennung von Kirche und Staat führte (Weimarer
Reichsverfassung), entstanden viele kirchliche Gruppierungen.
Da die Kirchen damals ausschließlich sakralen Zwecken vorbehalten waren,
mussten für diese Vereinigungen separate Räume geschaffen werden, z. B.
in kircheneigenen Gemeindehäusern. In Loschwitz wurden z.B. für den
Freiwilligen Kirchenchor und Musikverein, den ev. Jünglings- und
Jungfrauenverein, den ev. Arbeiterverein, den Frauenverein, den
Großmütterchenverein und für Bibel- und Konfirmandenstunden Platz
benötigt.
Für diese Zwecke erwarb 1922,
mit Vertrag vom 18. August, die Loschwitzer Kirchgemeinde, vertreten
durch den Pfarrer Schulz, den Gemeindevorstand a. D. Näther und den
Privatus Ullmann, für 35 000 Mark die Kinderbewahranstalt Grundstraße 36
[17]. Als zukünftiges Loschwitzer Kirchgemeindehaus sollte sie für das
Leben der Kirchgemeinde eine besondere Bedeutung erlangen.
Für die Funktion als Kirchgemeindehaus musste das Gebäude umgebaut und
erweitert werden. Die Kinderbewahranstalt für 50 bis 60 Kinder verblieb
im Obergeschoss. Das Untergeschoss wurde durch den Einbau des großen
„Luthersaales“ und kleinen Kirchgemeindesaales, Garderoben, einer Küche
und Toiletten umgestaltet“ [21].
Nach der Eingemeindung von Loschwitz nach Dresden, am
1. April 1921, war das Jugendamt des Rates der Stadt Dresden für
Kindereinrichtungen zuständig. So bat in der Inflationszeit
(Hyperinflation) am 8. Dez. 1922 das Direktorium der Kinderbewahranstalt
dieses Amt „ die Rechnung über 21 000 Mark für 30 „Centner“ angelieferte
Kartoffeln zu bezahlen und von der freundlichst zu bewilligten Beihilfe
abzuziehen“. Am 28.3.1923 bat Pfarrer Schulz das Amt „82,2 Centner
Briketts, die mindestens 50 Millionen Mark kosten werden“ dem
Kohlenbahnhof zu bezahlen.
Am 31. Oktober 1925 übermittelte man den Haushaltplan mit einem
Fehlbetrag von 5240 M an das Jugendamt. Es wurde mitgeteilt, dass im
laufenden Jahr der Betrieb nur aufrecht erhalten werden konnte, weil aus
einer hier vom Frauenverein eingerichteten Notstandsküche vier Monate
lang die Beköstigung der Anstaltskinder unentgeltlich gewährt wurde und
die Angestellten sich mit eine jammervollen Besoldung begnügten. … „Wenn
wir den Betrieb der jetzt von 63 Kindern besuchten Anstalt nicht
einstellen sollen, müssen wir dringend um sofortige Hilfe bitten. Der
Leiterin müssen wir statt bisher 50 M mindestens 100 M und der Gehilfin
statt 35 M, mindestens 55 M ab 1. Juli bewilligen. Es wären also
bis November 350 M nachzuzahlen. Für Dezember : Leiterin, Gehilfin,
Hausmädchen … 200 M …“ [22].
Es folgten die „Goldenen Zwanziger Jahre“ bis zur
Weltwirtschaftskrise 1928 – 1930 aus welcher in Deutschland der
Nationalsozialismus als „Gewinner und Heilsbringer“ hervorging.
Nationalsozialismus 1933 - 1945
Unmittelbar nach der Machtergreifung Hitlers und der NSDAP wurde am 8.
März 1933 ein „Beihilfe – Gesuch“ folgenden Inhalts an das Jugendamt der
Stadt gerichtet:
A) Einnahmen 1932/33:
Tagesgelder 2008 M, 20 &; vom Jugendamt 1100 M; vom Frauenverein 400
M; von der Kirchgemeinde 1000 M: Summe 4508 M 20 &.
B) Ausgaben1932/33: Gehälter und
Löhne 2619 M, Krankenkassen und Versicherung 627 M, Verpflegung 1459 M
20 &: Summe 4705 M 20 &.
Abschluss: Fehlbeträge 32/33: 197 M, 31/32: 421 M, 30/31: 873 M, 29/30:
1054 M, Summe 2545 M. Die Fehlbeträge der Jahre 24 bis 28 in Höhe von
ca. 700 M sind von Gönnern des „Kinderheimes“ gedeckt worden.
Mit Schreiben vom 23. März 1933 wird Pfarrer Schulz vom Jugendamt
aufgefordert „nach Verordnung des Reichskommissars des
Volksbildungsministeriums … die Erziehung der deutschen Jugend auf den
nationalen und völkischen Gedanken, auf Christentum und echte
Volksgemeinschaft einzustellen … und … bis zum 1. April ausdrücklich zu
erklären, ob Sie bereit sind, die Erziehung nach dem angeführten
Leitsatz durchzuführen“.
Am 30. März gibt Pfarrer Schulz (1867 – 1933) dazu
„folgende Erklärung ab: Trotz des bisher geltenden Verbotes blieb in
unserem Kinderheim die Erziehung der Kinder auf den nationalen und
völkischen Gedanken … eingestellt. Und zu unserer großen Freude haben
die Eltern … nach anfänglichem Murren einzelner schließlich einmütig den
Segen solcher Erziehung erkannt und anerkannt …“[22].
Pfarrer Schulz hielt am 2. Juli 1933 seine letzte Predigt und starb noch
im gleichen Jahr am 3. September.
Unter dem Einfluss der NSDAP, der neuen Machthaber, wurde am 23. Juli
eine neue Kirchgemeindevertretung eingesetzt [23]. Der neue Pfarrer Arno
Michael (1890 – 1976) war auch Vorsitzender des Direktoriums der
Kinderbewahranstalt. Seine Post unterschrieb er von nun an mit der
Grußformel „Heil Hitler“ [24].
Im Folgenden sollen in Kurzform einige heute noch bekannte Personen aus
dem 13köpfigen Direktorium von 1937 genannt werden [24]: Pfarrer Michael
(Vors.), Oberlehrer i. R. Förster, Steuerinspektor i. R. Gräfe, Landwirt
Eichler, Frau Hofmann – Stirl, Frau Leonhardi, Frau Michael, Baumeister
Reichpietsch u.a.
1941 war der Kindergarten aus eigener Trägerschaft seines Direktoriums
in den Besitz der Stadt Dresden wie folgt übergegangen.
In der Verordnung des Sächsischen Ministers des Inneren, vom 12.12.1940
„Min. 9./K/40“, wurde den Kirchen und kirchenähnlichen Organisationen
mit Wirkung vom 28.2.1941 der Betrieb von Kinderbewahranstalten
untersagt.
Am 6. Febr. 1941 wurde daraufhin dem „Landesverein für Innere Mission“
mitgeteilt, „dass wir das Direktorium und die Kinderbewahranstalt zu
Dresden – Loschwitz am 2. Febr. 1941
aufgelöst haben. … Das Direktorium der …“ [25].
Am 4. April 1941 fragte der „Leiter des Sächsischen Ministerium für
Volksbildung“ beim Direktorium in Loschwitz an, ob und in welcher Form
(Vertrag?) die Kinderbewahranstalt inzwischen in die Hände der N. S. V.
(Nationalsozialistische Volkswohlfahrt, Parteiorganisation der NSDAP)
übergegangen ist.
Pfarrer Michael berichtete dazu am 9. April, dass seit dem 1.3.1941 in
den Räumen der Kirchgemeinde „ein N. S. V. – Kinderheim besteht“ … [25].
Die 1. Angestellte, Johanna (Hanna) Schneider, geb. 1880, Leiterin seit
1910, und Magdalene Colditz, geb. 1907, waren entlassen worden - „ihre
Tätigkeit ist zu Ende gekommen weil die Kinderarbeit in Sachsen … nur
noch durch die N. S. V. ausgeführt werden darf“.
Johanna Schneider hatte durch Bemühungen des Direktoriums auf Grund
ihres Alters und Gesundheitszustandes ein Abfindung von 3000 Mark
bekommen.
Die 2. Angestellte und das Hausmädchen waren in den Dienst der N. S. V.
eingetreten.
Vorstandsmitglieder
des „neuen“ N. S. V. Kinderheimes waren Ende 1941: Pfarrer Michael
(Vors.), Rudolf Schröder (seit 15.1.41 beim Militär), R A Dr. Berthold,
Fr. Hoffmann – Stirl, Frl. Bernhardt, Karl Reichpietsch, Hermann
Eichler, Fr. Michael, Fr. Ziegner – Gnüchtel, Fr. Ch. Leonhardi, Fr.
Elfr. Schrader, Hr. P. Wolf.
Nach dem Ende des 2. WK., dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen
Diktatur im Mai 1945, wurde in der unter sowjetrussischer Verwaltung
stehenden Ostzone 1949 die sozialistisch / kommunistisch orientierte DDR
gegründet. In dieser Zeit zog der Kindergarten 1956 nach dem Veilchenweg
7 in (volks-) eigene Räume um. Die frei gewordenen Räume im
Kirchgemeindehaus konnten nun zusätzlich für die kirchliche Kinder- und
Jugendarbeit genutzt werden [21].
5. Das Haus am
Veilchenweg 7, 1956 – 2004
Am Veilchenweg ließ 1882 der Besitzer des „Haus und
Gartengrundstücks“, Otto Nitze, damals an der Ecke Obere Berggasse,
Blochmanns Gässchen (heute Veilchenweg 7) gelegen, das vorhandene alte
Gebäude in den heute noch bestehenden „Mansardenstil“ umgestalten [26].
Zu den letzten Bewohnern des privaten Grundstücks gehörten seit 1933 als
Mieter der Kaufmann Gerhard Pfretschner und seine Frau Marianne,
Sängerin, die Eltern der bekannten Dresdener Opernsängerin Brigitte
Pfretschner (*1936, [8]).
Von 1955 bis 2004 diente das Grundstück fast 50 Jahre als städtischer
Kindergarten. Die dazu notwendige Generalinstandsetzung erfolgte in den
Jahren 1954 und 1955. Sie wurde wesentlich im Rahmen des NAW
(„Nationales Aufbauwerk“ in der DDR, „freiwillig“, unbezahlt) geleistet.

Bild 8. Erinnerungstafel [27].
Der Dienstleistungsbetrieb Wohnungs- und
Grundstücksverwaltung, der Stadtbezirke I und II, schlug vor, dass „die
Arbeiten durch freiwilligen Einsatz unserer
Betriebsangehörigen und anderer Helfer … zur Durchführung gebracht
werden“ [28].
In der Baugenehmigung vom 22.11.1954 steht dann: „Auf Beschluß des
Rates, des II. Stadtbezirkes erfolgt der Aufbau hauptsächlich im freiwilligen Einsatz“. Die
Baufreigabe erfolgte am 22.11.1954. In der dazugehörigen Materialliste
steht u. a. 16 000 „alte
Mauerziegel“ wie auch die -nicht immer - freiwilligen Arbeitsleistungen,
ein Charakteristikum für damalige Zeit nach dem 2. WK in der DDR. Auch
aus Ruinengrundstücken, wie z. B. Sanitärkeramik aus dem Güntzbad,
wurden Materialien geborgen. Die Abnahme der Innenräume erfolget am
12.3. 1955. [27, 28].
In der DDR (1949 – 1990) war im Kinderbereich (Schulen, Kindergärten u.
ä.) für freiwillige Hilfeleistungen und Kontaktpflege mit der
Arbeitswelt ein System der Patenbrigaden entwickelt worden. Patenbrigade
für diesen Kindergarten bildeten die Mitarbeiter der benachbarten
Schwebebahn der Dresdner Verkehrsbetriebe, diese konnten z. B. eine
besondere Attraktion bieten, indem sie den Weihnachtsmann am
Kindergarten aus der schwebenden Kabine aussteigen ließen.
Da das Gebäude nach 1990 nicht den bundesdeutschen Anforderungen
entsprach, z. B ließen nicht realisierbare Brandschutzauflagen wie eine
eigene Feuerwehrzufahrt, kein längerfristiges Nutzen zu. Nach
Fertigstellung des im Folgenden beschriebenen dritten Neubaus wurde der
Kindergarten geschlossen und an die Fidelio -F.- Finke- Straße verlegt.

Bild 9. Städtischer Kindergarten, Veichenweg 7, 1999 [28].
1958 war auch ein Kindergarten im Loschwitzer Ortsteil
„Schöne Aussicht“ in der Sierksstrasse 33, der späteren Jugendherberge,
genannt worden [29].
6. Der dritte
Neubau 2004, Fidelio – F.- Finke –Str. 11
Am Montag, dem 21. Juni 2004 konnten die 39 Kinder vom
Veilchenweg das neue Anwesen, die Kindertagesstätte - Fidelio – F.-
Finke –Str. 11 in Besitz nehmen. Dort hatten auch schon zwei, 1911 von
Georg Türke (1884 - 1972) geschaffenen, Sandsteinplastiken ihren neuen
Platz erhalten.
Auf dem stadteigenen 1.636 Quadratmeter großen Grundstück steht ein
helles, zweigeschossiges Gebäude. Jede Etage hat ca. 423 Quadratmeter.
Im barrierefrei angelegten Erdgeschoss befinden sich zwei Gruppenräume
und ein Mehrzweckraum. Mehrere Funktionsräume, einer davon z. B. für
Werken, und drei Gruppenräume finden in der ersten Etage Platz. Wegen
des nahe gelegenen Flusses wurde ohne Keller gebaut. Das Haus ist mit
dem Ziel projektiert, den Energieverbrauch zu reduzieren. Optimal
gedämmte Wände und Fenster und eine gesteuerte Lüftung, die gleichzeitig
Luft zum Heizen wärmt, minimieren die Betriebskosten. Der Neubau kostet
ca. 1.355.000 Euro und wurde von der Landeshauptstadt finanziert.

Bild 10. Kindertagesstätte Fidelio-F.-Finke-Str. 11
Hier sind neben 86 Kindergartenplätzen auch 10
Krippenplätze für Kleinkinder von 2 bis 3 Jahren vorhanden. Es besteht
eine Zusammenarbeit mit der benachbarten Schillerschule. Die Einrichtung
ist rollstuhlgerecht zugängig. Es sind
Kinderwerkstatt/Experimentierzimmer, Sportraum, Kinderküche, Bau- und
Konstruktionszimmer, Theaterecke, Bewegungsbaustelle und Bewegungsflure
vorhanden.
Die folgenden angeführten pädagogischen Grundlagen hätten sicher auch
den eingangs genannten Pestalozzi und Fröbel gefallen: Arbeit nach dem
Situationsansatz; familienbegleitend in kleiner und großer
Altersmischung; Förderung der Bildungsprozesse der Kinder vom Tag der
Aufnahme bis zum Schuleintritt; offene Arbeit am Vormittag; verschiedene
Angebote unter Berücksichtigung der Interessen und Bedürfnisse der
Kinder; Förderung der Selbstständigkeit, Neugier und Kreativität;
gesundheitsbewusste Ernährung, gesundes Trinkverhalten, viel Bewegung.
Außerdem werden noch in Form von Projekten ABC-Club im
Schulvorbereitungsjahr, musikalische Früherziehung und Englisch
begleitend an zwei Vormittagen angeboten. [30].
7. Der
vierte Neubau 2009, Wizerstrasse 2
Am 1. Dezember 2009 konnte auch der, für etwa 1,5 Mio.
Euro errichtete, vierte Neubau einer Kindertageseinrichtung in Loschwitz
auf dem Gelände der ehemaligen Kirschplantage am Pappelwäldchen,
Winzerstr. 2, bezogen werden [31]. Die offizielle Einweihung durch den
Kostenträger, die Landeshauptstadt Dresden, fand am 11. Januar 2010
statt.
„Das Gebäude setzt sich aus drei voneinander losgelösten
zweigeschossigen Bausteinen zusammen. Der Ansatz, die drei Bausteine als
einzeln stehende Baukörper gestalterisch jeweils separat zu behandeln,
findet im Innenraumkonzept seine Fortsetzung. Das architektonische
Erscheinungsbild adaptiert das Motiv ´Bienenhaus in der Kirschplantage`.
Die farbig differenziert gestalteten Gruppenfensterbereiche der
„Einflug“ –Lochfassade in überwiegender Holzverkleidung schaffen
Identifikation und Orientierungspunkte für die Kinder“ [32].

Bild 11. Kindertagesstätte Winzerstrasse 2
Es sind 55 Krippen – und 80 Kindergartenplätze
vorhanden.
Als pädagogische Grundsätze sind „sozialökologische Sicht auf die
familiären und institutionellen Lebenssituationen der Kinder, Schaffung
optimaler räumlicher, materieller, personeller und organisatorischer
Bedingungen für die Kinder, Herausfordern eigenaktiver Bildungsprozesse
und Begleiten der Identitätsentwicklung der Kinder“ [26] angegeben.
Mit der unweit gelegenen, neuen Grundschule an der Ecke Winzerstrasse,
Pillnitzer Landstrasse 38 besteht eine Kooperation bezüglich der
Vorschulbildung.
„Die Wärmeversorgung des neuen Kindergartens erfolgt über eine im
Technikraum installierte bivalente Wärmeerzeugungsanlage mit einer 24 kW
Sole-Wasser-Wärmepumpe als Grundlasterzeuger sowie einem 38 kW
Gasbrennwertkessel für Spitzenlast und Warmwasserbereitung. Als
Wärmequelle für die Sole-Wasser-Wärmepumpe wurden 5 Erdsonden mit je 120
m Tiefe im Außenbereich abgeteuft. Die gewonnene Heizenergie der
Wärmepumpe wird über den Pufferspeicher im Technikraum an das Heizsystem
im Gebäude übergeben“ [33].
Literatur
[1] Grundbuchblatt Nr. 207 für Loschwitz, 1838-1968, Amtsgericht
Dresden.
[2] Stadtarchiv Dresden, Sig.10 Nr. 063, 1864-1921.
[3] Ev. - Luth. Kirchg. Loschwitz, Archiv I, Loc. X, 48,
1848-1866.
[4] Münzner, Eberhardt, …Sanierungsgebiete, Sächs. Zeitung,
25.1.10.
[5] Wehnert, Emil, Hist. Häuserbuch für Loschwitz, 1968/69,
Stadtarchiv, Dresden, Sign.17.2.6, Nr. H8.
[6] Pohle, Friedrich W., Chronik von Loschwitz, Albanus´sche
Buchdruckerei, Cr. Teich1886.
[7] Ev. - Luth. Kirchg. Loschwitz, Archiv I, Loc. XX, 15,
1870-1884.
[8] Künstler am Dresdner Elbhang I, Elbhang - Kurier - Verlag,
Dresden,1999.
[9] Ev. - Luth. Kirchg. Loschwitz, Archiv I, Loc. XX, 16,
1871-1925.
[10] Hirsch, Ernst, Griebel, Matthias, Herre, Volker, August Kotzsch,
Verlag der Kunst Dresden Basel, 1986/1991.
[11] Stadtarchiv Dresden, Sign. 8.27, I, Abschn. 65, Nr. 16, 1876-1917.
[12] Leuschner, Th., Loschwitz u. seine Denkwürdigkeiten, Ortsverein
Loschwitz e.V., 1928.
[13] Stadtarchiv Dresden, Sign.8.27 I, Abschn. 58, Nr.15 ,1887-1921.
[14] Wenzel, Otto- R, in 300 Jahre Kirchg. Dresden - Loschwitz, S. 61,
Eigenverlag, 2004.
[15] VV Weißer Hirsch/Oberloschwitz e.V., Der Weiße Hirsch,
Elbhang-Kurier-Verlag, Dresden, 2001.
[16] Stadtarchiv Dresden, Sign., 8.27 II, Brd.-Kat. 226, 1900.
[17] Ev. - Luth. Kirchg. Loschwitz, Archiv I, Loc. XX, Nr 21, 1901-1937.
[18] Stadtarchiv Dresden, Sign., 10, Nr.40 071, 1878.
[19] Ev. - Luth. Kirchg. Loschwitz, Archiv I, Loc. XX, Nr. 28, 1901
-1937.
[20] Griebel, Matthias, Dresden -Loschwitz, Archiv.
[21] Münzner, Eberhard, Das Kirchgemeindehaus, www.kirche-loschwitz.de,
1997.
[22] Ev. - Luth. Kirchg. Loschwitz, Archiv I, Loc. XX, Nr. 22,
1901-1937.
[23] Weber, Paul, Zur Geschichte des kirchlichen Lebens, Elbhang -
Kurier, Dresden, 9/2004.
[24] Ev. - Luth. Kirchg. Loschwitz, Archiv I, Loc. XX, Nr. 20,
1901-1937.
[25] Ev. - Luth. Kirchg. Loschwitz, Archiv I, Loc. XX, Nr. 25,
1938-1942.
[26] Stadtarchiv Dresden, Sign.,10 - Nr. 41 098, 1882.
[27] Münzner, Eberhard, Dresden - Loschwitz, priv. Archiv.
[28] Stadtarchiv Dresden, Sign.,10 - Nr. 41 099, 1954-1976.
[29] Dresdner Telefonbuch 1958.
[30] www. dresden. de/ kindertagesstaetten.
[31] Frohse, Jürgen, Elbhang - Kurier, Dresden, 12/2009.
[32] Noack Planung und Projektentwicklung GmbH.
[33] Dr. Scheffler & Partner GmbH Dresden.