Die Kinderbewahranstalten und Kindergärten von Dresden - Loschwitz
von Helmut Dorschner

Inhaltsverzeichnis
1. Beginn der Kleinkinderbetreuung in Loschwitz 1865 – 1870
2. Pfarrer`s und Leonhardi`s 1871-1874-1879
3. Der Erste Neubau 1879, heute Fidelio-F.-Finke Str.3
4. Der zweite Neubau 1901 – 1922 / 1955 - Grundstrasse 36
5. Das Haus am Veilchenweg 7, 1956 – 2004
6. Der dritte Neubau 2004, Fidelio – F.- Finke –Str. 11
7. Der vierte Neubau 2009, Winzerstrasse 2
    Literaturverzeichnis

Vorbemerkung
Vorweg sei die Seltenheit genannt, dass, außer einer kurzen Interimslösung, die fünf im folgenden genannten historischen Gebäude, in denen sich die Kindereinrichtungen seit 1865 befanden (Friedrich – Wieck – Str. 7, Grundstrasse 30 ist nicht mehr vorhanden, Grundstrasse 26, Fidelio – F.- Finke Str. 3, Grundstrasse 36 und Veilchenweg 7), heute noch fast im Originalzustand vorhanden sind. Heute werden außer einigen kleinen privaten Einrichtungen nur noch die beiden großen städtischen, nach der Deutschen Wiedervereinigung 1989 völlig neu errichteten, Einrichtungen, Fidelio - F.- Finke Str. 11 und Winzerstrasse 2 zur Vorschulkinderbetreuung in Loschwitz genutzt.

Bekannte Persönlichkeiten im Zusammenhang mit der Bedeutung frühkindlicher Erziehung sind der Schweizer Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi (1746 - 1827) und der aus Bad Blankenburg in Thüringen stammende Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782 - 1852). Von Fröbel stammt auch die Bezeichnung Kindergarten.
In deren Sinne, Geist und Lehren wurde genau in dieser Zeit 1850 der Loschwitzer Frauenverein (s. Abschnitt IV.) gegründet, dessen erste Zielstellung ebenfalls die sinnvolle Betreuung und Erziehung von sich selbst überlassenen Kindern war. Zunächst betraf es nur Schulmädchen, aber es wurde auch die Betreuung von Vorschulkindern angestrebt. 

1. Beginn der Kleinkinderbetreuung in Loschwitz 1865 – 1870

In der Sitzung des Frauenvereins am 3. April 1864 auf dem Weißen Hirsch („Anwesende: Frau Oeconomierätin Geyer als Vorsitzende, Frau Friedensrichter Preißler, Frau Dr. Burk , Frau verw. Stirl, Frau Hofgärtner Neumann, Frl. Kretschmar, Frl. Preißler, Herr Jacob und der Unterzeichnete“ - Herr Neumann) teilte Frau Geyer mit, dass sie in Loschwitz für die Nutzung als Klein - Kinderbewahranstalt das „Fiedlersche Grundstück“ gekauft habe.
Frau Emilie Adolphine Geyer hatte im Januar 1864 das Grundstück, Brand - Kataster – Nr. 316, Flurbuch- Nr. 142, heute Friedrich - Wieck - Str. 7, für 2800 Taler gekauft [1], es umbauen lassen [2] und es 1865 dem Frauenverein geschenkt [3]. 

Friedrich-Wiek-Str. 7, im Jahr 1864
Bild 1. Friedrich-Wiek-Str. 7, im Jahr 1864

In Bild 1 sind die Giebelseite des Gebäudes und ein hinten quer stehendes Haus, welches 1878 im Rahmen des ersten Neubaues einer Kinderbewahranstalt abgerissen wurde (s. Abschnitt V.3.), dargestellt.

Friedrich-Wiek-Str. 7, Hofansicht im Jahr 1864
Bild 2. Hofansicht im Jahr 1864

Bild 2 zeigt die Hofseite des vorderen Gebäudes, Bild 1, und rechts daneben ein zweites kleineres Gebäude, eines der ältesten Fachwerkbauten in Dresden [4]. Seit 1683 sind Loschwitzer Besitzer nachgewiesen [5]. Beide Häuser wurden denkmalsgerecht restauriert und sind heute noch original erhalten.
Die Zeichnung wurden 1864 vom Maurermeister Carl Ehlich, der auch die Umbauten (Schornstein, Stubenvergrößerung) ausführte, angefertigt und zur Genehmigung beim Königlichen Gerichtsamt Dresden eingereicht. [2].

In der Besitzurkunde für den Frauenverein heißt es: „2. Die Übereignung des vorgedachten Hauses an den Frauenverein erfolgt zu dem Zwecke, dass der Frauenverein dem Wunsche der Geberin entsprechend, in demselben eine Klein - Kinder - Bewahranstalt errichte und unter seiner Obhut erhalte“[3].

„Sie hat den Zweck, Kindern die im Elternhause um der Erwerbsverhältnisse der Eltern willen nicht genügend beaufsichtigt werden können, für die Dauer des Tages Unterkommen und Pflege zu bieten und sie vor schädlichen Einflüssen auf Leib und Seele zu bewahren“. Es wurden gesunde Kinder vom zweiten Lebensjahr an bis zu ihrem Eintritt in die Schule aufgenommen. Die Eltern mussten 10 bzw. 15 Pfennige pro Tag bezahlen [6].
Die landespolitische Bedeutung dieses Vorhabens ging auch aus folgender Information hervor, die anlässlich einer „Conferenz“ des Frauenvereins bereits am 1. Mai 1864 „im Gasthofe zu Loschwitz“ (Gasthof Demnitz) mitgeteilt wurde: „ … dass infolge ihrer Liebe, Ihro Maj. die Königin Marie, durch Herrn Zahlmeister Rieger, dem Verein die Summe von 50 rs (Taler) zum Geschenk gemacht habe … solche bei der Kinderbewahranstalt für Anschaffung des Inventars zu verwenden“ [3].
Für die Betreuung der Kinder sollte eine Diakonissin und ein sogenanntes Marienmädchen als Aufwartung engagiert werden.
Der Frauenverein war jedoch mit der Kleinkinderbetreuung überfordert und beendete 1870 diese Arbeit.

2. Pfarrer`s und Leonhardi`s 1871 -1879
Aber der Loschwitzer Pfarrer Julius Alfred Kretschmar (1831 - 1896), der bis dahin auch maßgeblich an Aufbau und Leitung beteiligt war, und seine Frau nahmen sofort Anfang des Jahres 1871 die Sache „ auf`s neue in die Hand, so dass sie am 1. Mai in den o. g. Gebäuden wieder eröffnet werden konnte“ [6].
1874, zu Ostern, musste die Kinderbewahranstalt das Grundstück wegen Unstimmigkeiten mit dem Frauenverein räumen. Am 10. Oktober 1873 hatte dazu der Frauenverein in der Hauptversammlung einstimmig beschlossen, die „die Locale nebst Garten, welche die Kinderbewahranstalt inne hat, zu kündigen, so dass solche zu Ostern 1874 geräumt sind“ [7].
Nachdem zunächst das Haus Brd. Kat. Nr. 228, Grundstr. 30 (steht heute nicht mehr) von Frau Amalie Petschel für 100 Taler pro Jahr gemietet werden konnte [7], gewährte Eduard Leonhardi (1828-1905), der bekannte Loschwitzer Maler, Tintenfabrikbesitzer und Kunstmäzen, ab Michaeli (29. Sept.) 1874 „in der von ihm erkauften Hentschel`schen Mühle (später von Leonhardi zum Künstlerquartier „Rote Amsel“ umgebaut, heute Leonhardimuseum, Grundstr. 26) der Anstalt zum gleichen Preise ein Asyl, das weit geräumiger und passender als das gegenwärtige ist“ [9]. Seine Frau, Apoline Leonhardi, war zweimalige Vorsteherin des Frauenvereins. In Bild 3 ist das Anwesen der ehemaligen Hentschelmühle „um 1875“ [10] genau in der Zeit dargestellt, in welcher sich dort die Kinderbewahranstalt wahrscheinlich im rechten Flügel befunden hatte.

Die „Kinderbewahranstalt“ Hentschelmühle um 1875
Bild 3. Die „Kinderbewahranstalt“ Hentschelmühle um 1875

3. Der Erste Neubau 1879 - 1901, heute Fidelio-F.-Finke Str. 3
Mit Kaufvertrag vom 27. März 1877 verkaufte der Frauenverein das im Abschnitt V.1. beschriebene Grundstück an das Kuratorium der Kinderbewahranstalt (juristische Person) von Loschwitz für 10500 Mark [1].
Zur Finanzierung dieses Kaufes ist folgendes belegt: Im Grundbuch sind 5400 Mark Schulden (am 27.März 1877 abgetretenes Kaufgeld) auf den Namen Eduard Leonhardi eingetragen. Weiterhin steht in der Stiftungsurkunde der Frau Thekla Souchay Stiftung (18000 Mark), die am 30. Mai 1876 von ihrem Bruder, Julius Schunk, als Testamentsvollstrecker unterzeichnet wurde, unter Punkt 3.:“Der Kleinkinderbewahr - Anstalt unter der Zusicherung, daß derselben im Falle der Ansässigmachung durch Errichtung eines passenden Stationshauses ein Capital von 3000 Mark verfügbar gestellt werde welches bis zu diesem Zeitpunct durch seine eigenen Zinsen anwachsen soll“ [11].
Thekla Souchay, geb. Schunk, Ehrenmitglied des Direktoriums der Kinderbewahranstalt, errichtete und bewohnte seit 1859/61 mit ihrem Ehemann, dem deutschen Kaufmann Johann Daniel Souchay, die Villa Souchay, heute Schloss Eckberg [12], war am 3. Mai 1876 verstorben. „Der Fall der Ansässigmachung ist eingetreten und das Kapital ausgezahlt worden“[6].
Der am 23. Juni 1871 verstorbene Johann Daniel Souchay hatte 1871, noch in seinem Todesjahr, 5000 Thaler (15 000 Mark) der Gemeinde geschenkt, deren Zinsen zu Armenzwecken verwendet werden sollten [6].
Die Festlegung der genannten 3000 Mark kann 1876 als Start für Überlegungen des Erwerbes eines eigenen Grundstückes und der Errichtung eines neuen Anstaltsgebäudes im Garten des Grundstückes angesehen werden, da die damals genutzten Räumlichkeiten viel zu klein geworden waren [9].
Zur Errichtung des neuen Anstaltsgebäudes wurden am 27. August 1878 vom Gemeindevorstand, Moritz Strauß, die Zeichnungen mit den Unterschriften des Vorsitzenden des Direktoriums der Kinderbewahranstalt, Pfarrer Julius Alfred Kretzschmar, und des Zimmermeisters, Willy Blochmann, bei der Königl. Amtshauptmannschaft Dresden - Neustadt (KöAHDr-N) eingereicht. Bereits am 4. Sept. 1878, schon nach 8 Tagen, wurden die Zeichnungen mit dem handschriftlichen Vermerk „Bedingungsweise zulässig befunden“ und den dazugehörigen Bedingungen des Baumeisters Hammer, auf der Rückseite des eingereichten Schreibens, zurückgegeben. Am 11. Dezember 1878 wurden noch die Zeichnungen für die Neuanlage eines Schuppens und Abtrittes (Toilette) bei der KöAHDr-N eingereicht, was am 18.12.78 mit besonderen Baubedingungen, wieder von Baumeister Hammer, bestätigt wurde.
Die Fertigstellung des ersten Neubaus der Kinderbewahranstalt wurde schon nach acht Monaten am 14. Mai 1879 durch das Abnahme - Bau - Revisions - Protokoll dokumentiert [2].
Ein Foto aus dem Loschwitzer Kirchenarchiv, Bild 4, zeigt eine Erzieherin und Kinder wahrscheinlich in Faschingskostümierung am Eingang zur Kinderbewahranstalt. Im Hintergrund ist das neue Anstaltsgebäude zu sehen.

Eingang zur Kinderbewahranstalt, Friedrich-Wieck.Str.7 (Repro J. Frohse)
Bild 4. Eingang zur Kinderbewahranstalt, Friedrich-Wieck.Str.7 (Repro J. Frohse)

In Bild 5 ist das heutige Aussehen der beiden ehemaligen Kinderbewahranstalten dargestellt. Im Vordergrund die alte Kinderbewahranstalt von 1865, dahinter das 1878/9 neu erbaute Gebäude.

Zwei Gebäude ehemaliger Kinderbewahranstalten, Foto J.Frohse, 1996.
Bild 5. Zwei Gebäude ehemaliger Kinderbewahranstalten, Foto J.Frohse, 1996.

Aber auch das neue Haus war im Laufe der Zeit zu klein geworden, so dass eine Erweiterung erforderlich wurde. Dazu hatte das Direktorium der Kinderbewahranstalt unter der Leitung von Pfarrer Kretschmar in den 1890er Jahren an die KöAHDr-N mehrere Baugesuche zur Erweiterung des Gebäudes bzw. Errichtung eines Neubaues im Garten des Grundstückes, Friedrich – Wieck – Str. 7 eingereicht. Diese wurden vom Loschwitzer Gemeinderat wegen des laufenden Brückenbaues (1891 – 1893) und der ungeklärten Fluchtlinienplanung längs der geplanten G – Strasse (Fiedelio - F. - Finke – Strasse) zur Ablehnung empfohlen [2].
1887 war auch auf dem Weißen Hirsch (heute Luboldstrasse18) eine Kinderbewahranstalt für „Weißer Hirsch und Oberloschwitz“ eingerichtet worden, die auch aus der Loschwitzer Gemeindekasse unterstützt werden musste, da z. B im März 1921 „von den 32 Pfleglingen 18 in Oberloschwitz wohnen“ [13, 14, 15].

4. Der zweite Neubau 1901 – 1922 / 1955 - Grundstrasse 36
Das Direktorium der Kinderbewahranstalt nun unter der Leitung des Pfarrers Karl August Thonig (1862 – 1915) entschloss sich deshalb mit Hilfe Eduard Leonhardi`s (1828 - 1905) einen Neubau an anderer Stelle zu errichten.
Leonhardi wird in vielen Veröffentlichungen fälschlicherweise als Stifter dieser Anstalt bezeichnet, denn er hatte bereits 1892 den komfortablen Neubau des Armenhauses von Loschwitz gestiftet (s. Abschnitt III.2.). Aber seiner hochrangigen Stellung und seinem Engagement für die Sache ist es sicher zu verdanken, dass vom ersten Baugesuch, das er als „Bauherr“ stellte, von 9. Jan. 1900 bis zum 9. Nov. 1901 eine beziehbare Einrichtung für 60 Kleinkinder nebst Hausmeisterwohnung erstellt werden konnte.
Von der Familie Leonhardi war dazu das Anstaltsglöcklein gestiftet worden und aus mehreren Grundstücken per Dismembrations – Antrag (Grundstückszerteilung) das neue Flurstück Nr. 625 an der Grundstrasse 36 - das notwendige Baugrundstück - geschaffen. Dieses verkaufte Leonhardi für den geringen Preis von 1000 Mark an das Direktorium der Kinderbewahranstalt (15. Nov. 1900 bezahlt, Grundbuch, 13. April 1901). Da wegen der niedrigen Kaufsumme die Grunderwerbsteuer für die Gemeinde offensichtlich zu gering ausfiel, musste der Finanzausschuss des Loschwitzer Gemeinderates dazu Stellung nehmen. Er beschloss unter Leitung des Gemeindevorstandes E. Näther am 7. Mai 1901, den Kaufpreis „mit Rücksicht auf den guten Zweck …für angemessen zu erklären“ [16, 17].
In § 5 des Kaufvertrages hatte sich Leonhardi allerdings das Recht des Wiederkaufs - wenn das Grundstück den Zwecken der Kinderbewahranstalt entzogen werden sollte - vorbehalten [17]. Unterschrieben wurde der Vertrag von Rechtsanwalt Hermann Meisel, Generalbevollmächtigter für Leonhardi sowie Karl August Thonig, Pfarrer, Hugo Gustav Törmer (Maler [8]), Moritz Strauß, Max Zachmann, Carl Fritzsche, Geheimer Rat Dr. Carl Roscher für die Kinderbewahranstalt [17].
Die Finanzierung des Baues erfolgte über ein Darlehen von der Landesversicherungsanstalt des Königreiches Sachsen zu Dresden von 35 000 Mark unter Bürgschaft der Gemeinde. Der Tilgungsplan reichte von 1902 bis 1962. Aber die vom Baumeister Reichpietsch veranschlagten Kosten des begonnenen Baues betrugen im April 1901 bereits 42 600 Mark, so dass ein weiterer Kredit beantragt werden musste.
Auch der Bauantrag für das Gebäude vom 9. April 1900 an die KöAHDr-N wurde von Leonhardi gestellt und auch als „Bauender“ unterschrieben. Die Bauplanung und Kostenabschätzung erfolgte durch Karl Reichpietsch als Bauleiter und Ausführender.
Das Bauvorhaben wurde - im Gegensatz zu den vorher abgelehnten Erweiterungen - intensiv vom Gemeindevorstand unterstützt, aber auch mit vielen Forderungen und Auflagen begleitet. Z. B. steht im Sitzungsprotokoll des Bauausschusses vom 9. März 1900 zum „Bauprojekt des Prof. Leonhardi … a) …die linke Bachmauer auf seine Kosten zu unterhalten, b) desgl. Auf der rechten Seite in Breite der Brücke. … Die Befürwortung der erforderlichen Dispensation wird empfohlen …“. (Dispensation betraf hier die Befreiung von Vorschriften der Gemeindebauordnung bei geringfügigen Abweichungen von Abständen u. ä.).
Unter vielen anderen war eine wesentliche Forderung der Nachbarschaft die Verpflichtung von Prof. Leonhardi, den „stark riechenden Mühlenteich zuzuschütten“ (gehörte auch zu Leonhardis Grundbesitz, der Hentschel - Mühle). Als Erklärung dazu wurde „im Auftrag vieler Nachbarn“ geschrieben: „Wenn man bedenkt, dass die Luft in der Grundstrasse durch den sie durchfließenden und alle Abwässer mit sich führenden Bach verschlechtert wird und Bach und Mühlteich zusammen den künftigen Aufenthaltsort von gegen 70 Kindern durch allerhand Ausdünstungen hinsichtlich der Gesundheit … dürfte unser Ersuchen als ein gerechtfertigtes wohl zu bezeichnen sein“. Unterschrieben: Loschwitz, den 30. April 1900, alle Grundstrasse rechts: Otto Richter (Nr. 48), Ernst Rentzsch (Nr. 40), Karl Kaiser (Nr. 38), Ernst Höhle (Nr. 48), Gustav Eisold (Nr. 32). Am 10. Mai 1900 fand dazu im Rathaussaal die 11. öffentliche Gemeinderatssitzung statt, bei der es zu folgendem Eklat kam: Im „Dresdner Anzeiger“ vom 11. Mai 1900 stand dazu, „ in der gestrigen Gemeinderathssitzung kam es anlässlich einer Beschwerde gegen die Erbauung einer Kleinkinderbewahranstalt auf dem von Herrn Professor Leonhardi geschenkten (s.o) Grundstück zu heftigem Meinungsaustausch … Herr Biener bezeichnete die Baustelle als ein Sumpfloch … Herr Gemeindeältester Fischer … daß es unerhört sei, einen Wohltäter der Gemeinde in so schändlicher Weise zu schmähen …“. Nachdem der Gemeindevorstand sich von diesen Äußerungen distanziert hatte, erklärte Herr Biener in der Gemeinderatssitzung am 6. Juni 1900, „ dass er nie einen Grund gehabt habe Herrn Professor Leonhardi zu beleidigen …“ [16].
Nach Klärung vieler Beschwerden und Auflagen im Laufe des Jahres 1900, teilte der Rechtsanwalt Meisel aus Dresden mit Schreiben vom 29. Dezember 1900 dem Gemeindevorstand mit: „Auf Veranlassung des Herrn Direktor (der Tintenfabrik) Schluttig …  wird das bestimmte Grundstück durch Vertrag … der Kinderbewahranstalt … ins Eigentum übertragen“ [16].
Am 21. Januar 1901 wird dann endlich „an Herrn Professor Leonhardi“ die Baugenehmigung erteilt.
Die Bereitschaft von Leonhardi, sich als „Bauender und Bauherr“ gegenüber dem Gemeinderat und vor allem der KöAHDr-N, wenn auch nur mit seinen Namen, zur Verfügung zu stellen, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, wenn man die vielfachen Ablehnungen durch den Gemeinderat am vorigen Standort in der Friedrich - Wieck - Strasse (s. o.) bedenkt.
Die weiteren Aktivitäten im nun folgenden Baugeschehen nahm dann der „wirkliche“ Bauherr, das Direktorium der Kinderbewahranstalt, unter Leitung des Pfarrers Thonig wahr.
Als besonderes Vorkommnis, im Rahmen der ohne Verzögerungen ausgeführten Bauarbeiten im Jahr 1901, soll ein Unfall vom 6. September 1901 kurz vor der Fertigstellung des Gebäudes erwähnt werden.
Bei Wegnahme der Schalung ist eine Einfriedungsmauer aus Beton am Berghang eingestürzt und der Zimmermann Wilhelm Ernst Kunze, geb. 17.1.1841, von einem Balken getroffen, sowie von Brettern und Erde leicht verschüttet worden. Er blutete stark aus dem linken Ohr, klagte über Schmerzen im linken Arm, wurde sofort befreit und gegenüber in das Restaurant „Zum Kamerad“ gebracht. Dort wurde er von Dr. med. Dörffel versorgt und dann vom Zimmerpolier Julius Schröder nach Bühlau nach Hause gebracht. Der Vorfall wurde im Auftrag der KöAHDr-N von Baurat Adam ausführlich untersucht. Der Baumeister und Bauleiter Reichpietsch „hat nicht gegen die Regeln der Baukunst verstoßen“ … Beton wurde u. a. zu früh ausgeschalt. Es wurde eine Neuberechnung von 0,6 m auf 1,0 m und Neuerrichtung der Mauer vorgenommen [18].

Mit Datum vom 7. Nov. 1901 wurde dann endlich im „Bau - Revisions - Protkoll“ an das Direktorium der Kinderbewahranstalt die „Ingebrauchnahme“ des „Gebäudes und der Brücke nebst Tor“ durch die KöAHDr-N gestattet.

Der zweite Neubau, Grundstr. 36.
Bild 6. Der zweite Neubau, Grundstr. 36.

Am Freitag, dem 15. Nov. ist der Hausmann Paul Hantzsche mit Frau und Kindern als erster in das Haus eingezogen. Schon „am Montag, dem 18. Nov. 1901 war der Einzug der 40 Kinder (aus dem „ersten“ Neubau - heute Fiedelio - F. - Finke – Strasse 3) an einer langen Waschleine, in dieselbe man lauter Knoten geknüpft hatte. An jedem Knoten musste sich ein Kind aufhalten … mit dem Pfarrer Thonig und seiner Frau… an der Spitze“. Und so ging es mit Musik ins neue Heim. Am Einzug nahmen auch weitere Mitglieder des Direktoriums, Gemeindevorstand Näther, Bäckermeister Fritzsche, Bäckermeister Kotte, Frau Leonhardi, Frau Prof. Hofrat Hofmann – Stirl, Frau Hofrat Schluttig und Frl. Starke teil [19].
Parallel zum Baugesuch war 1901 noch der Bau des im Hof heute noch vorhandenen Gebäudes - eines „Spielschuppens“ - beantragt worden, der auch zu einem längern Nachbarschaftsstreit - wegen des „kolossalen Lärms“ und „Mietminderung“ - mit dem Malermeister Rentsch, Grundstrasse 40, führte. So schreibt er u. a. an die KöAHD-N „dieser Bau fand nur Genehmigung, weil an dessen Spitze hohe Persönlichkeiten wie z. B. Herr Professor Leonhardi e.t.c. stehen“ [19].

„Reinerlös für die Kinderbewahranstalt“ 1903
Bild 7. „Reinerlös für die Kinderbewahranstalt“ 1903 [20].

Die Bedeutung des Baues zeigte sich auch daran, dass z. B. 1904 das Städtische Hochbauamt Reutlingen die Baupläne für einige Tage zur Einsicht angefordert hatte. Die Information über „ ein neues Kinderheim im Vorort Loschwitz“ hatten sie aus der Zeitschrift „Daheim“ entnommen.
1912 konnte durch eine „ hochherzige Schenkung seitens Frau Dr. Weidner“ folgende moderne Badeinrichtung angebaut werden: Wannen - und Brausebäder für Kinder sowie zwei Wannenbäder für Erwachsene mit Zugang von außen. Bauleiter war der Architekt Max Herfurt aus Dresden und Ausführender Curt Hentschel vom Weißer Hirsch [17]. Dieser Anbau bis an die Stützmauer zum Berghang ist auch heute noch vorhanden.
1. Weltkrieg 1914-1918
1916 hatte das Gebäude über eine Freileitung vom Gebäude Grundstrasse 38 einen Elektro – Hausanschluss vom 120 V Wechselstrom für sechs Glühlampen erhalten.
    Für „fast nur Soldatenkinder“ wurde im 1. WK 1917 im Obergeschoß ein Schulhort eingerichtet, da „die Mütter gezwungen sind einem Verdienst nachzugehen“. Die dazu notwendigen Umbauten mussten „ als reine Kriegsmaßnahme“ wortreich bei der KöAHDr-N  beantragt werden, da ein generelles Bauverbot bestand. Die Firma Karl Reichpietsch „ersuchte (dazu) das Generalkommando des Heeres, um längere Überlassung eines Zimmerpoliers“ [19].


Weimarer Republik 1919 - 1933
„Im Zusammenhang mit der im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts beginnenden geistlich volkskirchlichen Belebung der ev.- luth. Kirche und deren rechtliche Neuordnung, die letztlich 1919 nach dem 1. WK, der Abschaffung der Monarchie in Deutschland und auch des Königreiches Sachsen, zur Trennung von Kirche und Staat führte (Weimarer Reichsverfassung), entstanden viele kirchliche Gruppierungen.
Da die Kirchen damals ausschließlich sakralen Zwecken vorbehalten waren, mussten für diese Vereinigungen separate Räume geschaffen werden, z. B. in kircheneigenen Gemeindehäusern. In Loschwitz wurden z.B. für den Freiwilligen Kirchenchor und Musikverein, den ev. Jünglings- und Jungfrauenverein, den ev. Arbeiterverein, den Frauenverein, den Großmütterchenverein und für Bibel- und Konfirmandenstunden Platz benötigt.
    Für diese Zwecke erwarb 1922, mit Vertrag vom 18. August, die Loschwitzer Kirchgemeinde, vertreten durch den Pfarrer Schulz, den Gemeindevorstand a. D. Näther und den Privatus Ullmann, für 35 000 Mark die Kinderbewahranstalt Grundstraße 36 [17]. Als zukünftiges Loschwitzer Kirchgemeindehaus sollte sie für das Leben der Kirchgemeinde eine besondere Bedeutung erlangen.
Für die Funktion als Kirchgemeindehaus musste das Gebäude umgebaut und erweitert werden. Die Kinderbewahranstalt für 50 bis 60 Kinder verblieb im Obergeschoss. Das Untergeschoss wurde durch den Einbau des großen „Luthersaales“ und kleinen Kirchgemeindesaales, Garderoben, einer Küche und Toiletten umgestaltet“ [21].

    Nach der Eingemeindung von Loschwitz nach Dresden, am 1. April 1921, war das Jugendamt des Rates der Stadt Dresden für Kindereinrichtungen zuständig. So bat in der Inflationszeit (Hyperinflation) am 8. Dez. 1922 das Direktorium der Kinderbewahranstalt dieses Amt „ die Rechnung über 21 000 Mark für 30 „Centner“ angelieferte Kartoffeln zu bezahlen und von der freundlichst zu bewilligten Beihilfe abzuziehen“. Am 28.3.1923 bat Pfarrer Schulz das Amt „82,2 Centner Briketts, die mindestens 50 Millionen Mark kosten werden“ dem Kohlenbahnhof zu bezahlen.
Am 31. Oktober 1925 übermittelte man den Haushaltplan mit einem Fehlbetrag von 5240 M an das Jugendamt. Es wurde mitgeteilt, dass im laufenden Jahr der Betrieb nur aufrecht erhalten werden konnte, weil aus einer hier vom Frauenverein eingerichteten Notstandsküche vier Monate lang die Beköstigung der Anstaltskinder unentgeltlich gewährt wurde und die Angestellten sich mit eine jammervollen Besoldung begnügten. … „Wenn wir den Betrieb der jetzt von 63 Kindern besuchten Anstalt nicht einstellen sollen, müssen wir dringend um sofortige Hilfe bitten. Der Leiterin müssen wir statt bisher 50 M mindestens 100 M und der Gehilfin statt 35 M, mindestens 55 M ab 1. Juli bewilligen. Es wären also  bis November 350 M nachzuzahlen. Für Dezember : Leiterin, Gehilfin, Hausmädchen … 200 M …“ [22].

    Es folgten die „Goldenen Zwanziger Jahre“ bis zur Weltwirtschaftskrise 1928 – 1930 aus welcher in Deutschland der Nationalsozialismus als „Gewinner und Heilsbringer“ hervorging.
Nationalsozialismus 1933 - 1945
Unmittelbar nach der Machtergreifung Hitlers und der NSDAP wurde am 8. März 1933 ein „Beihilfe – Gesuch“ folgenden Inhalts an das Jugendamt der Stadt gerichtet:
A) Einnahmen 1932/33: Tagesgelder 2008 M, 20 &; vom Jugendamt 1100 M; vom Frauenverein 400 M; von der Kirchgemeinde 1000 M: Summe 4508 M 20 &.
B) Ausgaben1932/33: Gehälter und Löhne 2619 M, Krankenkassen und Versicherung 627 M, Verpflegung 1459 M 20 &: Summe 4705 M 20 &.
Abschluss: Fehlbeträge 32/33: 197 M, 31/32: 421 M, 30/31: 873 M, 29/30: 1054 M, Summe 2545 M. Die Fehlbeträge der Jahre 24 bis 28 in Höhe von ca. 700 M sind von Gönnern des „Kinderheimes“ gedeckt worden.
Mit Schreiben vom 23. März 1933 wird Pfarrer Schulz vom Jugendamt aufgefordert „nach Verordnung des Reichskommissars des Volksbildungsministeriums … die Erziehung der deutschen Jugend auf den nationalen und völkischen Gedanken, auf Christentum und echte Volksgemeinschaft einzustellen … und … bis zum 1. April ausdrücklich zu erklären, ob Sie bereit sind, die Erziehung nach dem angeführten Leitsatz durchzuführen“.
    Am 30. März gibt Pfarrer Schulz (1867 – 1933) dazu „folgende Erklärung ab: Trotz des bisher geltenden Verbotes blieb in unserem Kinderheim die Erziehung der Kinder auf den nationalen und völkischen Gedanken … eingestellt. Und zu unserer großen Freude haben die Eltern … nach anfänglichem Murren einzelner schließlich einmütig den Segen solcher Erziehung erkannt und anerkannt …“[22].
Pfarrer Schulz hielt am 2. Juli 1933 seine letzte Predigt und starb noch im gleichen Jahr am 3. September.
Unter dem Einfluss der NSDAP, der neuen Machthaber, wurde am 23. Juli eine neue Kirchgemeindevertretung eingesetzt [23]. Der neue Pfarrer Arno Michael (1890 – 1976) war auch Vorsitzender des Direktoriums der Kinderbewahranstalt. Seine Post unterschrieb er von nun an mit der Grußformel „Heil Hitler“ [24].
Im Folgenden sollen in Kurzform einige heute noch bekannte Personen aus dem 13köpfigen Direktorium von 1937 genannt werden [24]: Pfarrer Michael (Vors.), Oberlehrer i. R. Förster, Steuerinspektor i. R. Gräfe, Landwirt Eichler, Frau Hofmann – Stirl, Frau Leonhardi, Frau Michael, Baumeister Reichpietsch u.a.
1941 war der Kindergarten aus eigener Trägerschaft seines Direktoriums in den Besitz der Stadt Dresden wie folgt übergegangen.
In der Verordnung des Sächsischen Ministers des Inneren, vom 12.12.1940 „Min. 9./K/40“, wurde den Kirchen und kirchenähnlichen Organisationen mit Wirkung vom 28.2.1941 der Betrieb von Kinderbewahranstalten untersagt.
Am 6. Febr. 1941 wurde daraufhin dem „Landesverein für Innere Mission“ mitgeteilt, „dass wir das Direktorium und die Kinderbewahranstalt zu Dresden – Loschwitz am 2. Febr. 1941 aufgelöst haben. … Das Direktorium der …“ [25].

Am 4. April 1941 fragte der „Leiter des Sächsischen Ministerium für Volksbildung“ beim Direktorium in Loschwitz an, ob und in welcher Form (Vertrag?) die Kinderbewahranstalt inzwischen in die Hände der N. S. V. (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt, Parteiorganisation der NSDAP) übergegangen ist.
Pfarrer Michael berichtete dazu am 9. April, dass seit dem 1.3.1941 in den Räumen der Kirchgemeinde „ein N. S. V. – Kinderheim besteht“ … [25].
Die 1. Angestellte, Johanna (Hanna) Schneider, geb. 1880, Leiterin seit 1910, und Magdalene Colditz, geb. 1907, waren entlassen worden - „ihre Tätigkeit ist zu Ende gekommen weil die Kinderarbeit in Sachsen … nur noch durch die N. S. V. ausgeführt werden darf“.
Johanna Schneider hatte durch Bemühungen des Direktoriums auf Grund ihres Alters und Gesundheitszustandes ein Abfindung von 3000 Mark bekommen.
Die 2. Angestellte und das Hausmädchen waren in den Dienst der N. S. V. eingetreten.
    Vorstandsmitglieder des „neuen“ N. S. V. Kinderheimes waren Ende 1941: Pfarrer Michael (Vors.), Rudolf Schröder (seit 15.1.41 beim Militär), R A Dr. Berthold, Fr. Hoffmann – Stirl, Frl. Bernhardt, Karl Reichpietsch, Hermann Eichler, Fr. Michael, Fr. Ziegner – Gnüchtel, Fr. Ch. Leonhardi, Fr. Elfr. Schrader, Hr. P. Wolf.

Nach dem Ende des 2. WK., dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Diktatur im Mai 1945, wurde in der unter sowjetrussischer Verwaltung stehenden Ostzone 1949 die sozialistisch / kommunistisch orientierte DDR gegründet. In dieser Zeit zog der Kindergarten 1956 nach dem Veilchenweg 7 in (volks-) eigene Räume um. Die frei gewordenen Räume im Kirchgemeindehaus konnten nun zusätzlich für die kirchliche Kinder- und Jugendarbeit genutzt werden [21].

5. Das Haus am Veilchenweg 7, 1956 – 2004
Am Veilchenweg ließ 1882 der Besitzer des „Haus und Gartengrundstücks“, Otto Nitze, damals an der Ecke Obere Berggasse, Blochmanns Gässchen (heute Veilchenweg 7) gelegen, das vorhandene alte Gebäude in den heute noch bestehenden „Mansardenstil“ umgestalten [26]. Zu den letzten Bewohnern des privaten Grundstücks gehörten seit 1933 als Mieter der Kaufmann Gerhard Pfretschner und seine Frau Marianne, Sängerin, die Eltern der bekannten Dresdener Opernsängerin Brigitte Pfretschner (*1936, [8]).
Von 1955 bis 2004 diente das Grundstück fast 50 Jahre als städtischer Kindergarten. Die dazu notwendige Generalinstandsetzung erfolgte in den Jahren 1954 und 1955. Sie wurde wesentlich im Rahmen des NAW („Nationales Aufbauwerk“ in der DDR, „freiwillig“, unbezahlt) geleistet.

Erinnerungstafel
Bild 8. Erinnerungstafel [27].

Der Dienstleistungsbetrieb Wohnungs- und Grundstücksverwaltung, der Stadtbezirke I und II, schlug vor, dass „die Arbeiten durch freiwilligen Einsatz unserer Betriebsangehörigen und anderer Helfer … zur Durchführung gebracht werden“ [28].
In der Baugenehmigung vom 22.11.1954 steht dann: „Auf Beschluß des Rates, des II. Stadtbezirkes erfolgt der Aufbau hauptsächlich im freiwilligen Einsatz“. Die Baufreigabe erfolgte am 22.11.1954. In der dazugehörigen Materialliste steht u. a. 16 000 „alte Mauerziegel“ wie auch die -nicht immer - freiwilligen Arbeitsleistungen, ein Charakteristikum für damalige Zeit nach dem 2. WK in der DDR. Auch aus Ruinengrundstücken, wie z. B. Sanitärkeramik aus dem Güntzbad, wurden Materialien geborgen. Die Abnahme der Innenräume erfolget am 12.3. 1955. [27, 28].
In der DDR (1949 – 1990) war im Kinderbereich (Schulen, Kindergärten u. ä.) für freiwillige Hilfeleistungen und Kontaktpflege mit der Arbeitswelt ein System der Patenbrigaden entwickelt worden. Patenbrigade für diesen Kindergarten bildeten die Mitarbeiter der benachbarten Schwebebahn der Dresdner Verkehrsbetriebe, diese konnten z. B. eine besondere Attraktion bieten, indem sie den Weihnachtsmann am Kindergarten aus der schwebenden Kabine aussteigen ließen.
Da das Gebäude nach 1990 nicht den bundesdeutschen Anforderungen entsprach, z. B ließen nicht realisierbare Brandschutzauflagen wie eine eigene Feuerwehrzufahrt, kein längerfristiges Nutzen zu. Nach Fertigstellung des im Folgenden beschriebenen dritten Neubaus wurde der Kindergarten geschlossen und an die Fidelio -F.- Finke- Straße verlegt.

Städtischer Kindergarten, Veichenweg 7, 1999
Bild 9. Städtischer Kindergarten, Veichenweg 7, 1999 [28].

1958 war auch ein Kindergarten im Loschwitzer Ortsteil „Schöne Aussicht“ in der Sierksstrasse 33, der späteren Jugendherberge, genannt worden [29].

6. Der dritte Neubau 2004, Fidelio – F.- Finke –Str. 11
Am Montag, dem 21. Juni 2004 konnten die 39 Kinder vom Veilchenweg das neue Anwesen, die Kindertagesstätte - Fidelio – F.- Finke –Str. 11 in Besitz nehmen. Dort hatten auch schon zwei, 1911 von Georg Türke (1884 - 1972) geschaffenen, Sandsteinplastiken ihren neuen Platz erhalten.
Auf dem stadteigenen 1.636 Quadratmeter großen Grundstück steht ein helles, zweigeschossiges Gebäude. Jede Etage hat ca. 423 Quadratmeter. Im barrierefrei angelegten Erdgeschoss befinden sich zwei Gruppenräume und ein Mehrzweckraum. Mehrere Funktionsräume, einer davon z. B. für Werken, und drei Gruppenräume finden in der ersten Etage Platz. Wegen des nahe gelegenen Flusses wurde ohne Keller gebaut. Das Haus ist mit dem Ziel projektiert, den Energieverbrauch zu reduzieren. Optimal gedämmte Wände und Fenster und eine gesteuerte Lüftung, die gleichzeitig Luft zum Heizen wärmt, minimieren die Betriebskosten. Der Neubau kostet ca. 1.355.000 Euro und wurde von der Landeshauptstadt finanziert.

Kindertagesstätte Fidelio-F.-Finke-Str. 11
Bild 10. Kindertagesstätte Fidelio-F.-Finke-Str. 11

Hier sind neben 86 Kindergartenplätzen auch 10 Krippenplätze für Kleinkinder von 2 bis 3 Jahren vorhanden. Es besteht eine Zusammenarbeit mit der benachbarten Schillerschule. Die Einrichtung ist rollstuhlgerecht zugängig. Es sind Kinderwerkstatt/Experimentierzimmer, Sportraum, Kinderküche, Bau- und Konstruktionszimmer, Theaterecke, Bewegungsbaustelle und Bewegungsflure vorhanden.
Die folgenden angeführten pädagogischen Grundlagen hätten sicher auch den eingangs genannten Pestalozzi und Fröbel gefallen: Arbeit nach dem Situationsansatz; familienbegleitend in kleiner und großer Altersmischung; Förderung der Bildungsprozesse der Kinder vom Tag der Aufnahme bis zum Schuleintritt; offene Arbeit am Vormittag; verschiedene Angebote unter Berücksichtigung der Interessen und Bedürfnisse der Kinder; Förderung der Selbstständigkeit, Neugier und Kreativität; gesundheitsbewusste Ernährung, gesundes Trinkverhalten, viel Bewegung. Außerdem werden noch in Form von Projekten ABC-Club im Schulvorbereitungsjahr, musikalische Früherziehung und Englisch begleitend an zwei Vormittagen angeboten. [30].

7. Der vierte Neubau 2009, Wizerstrasse 2
Am 1. Dezember 2009 konnte auch der, für etwa 1,5 Mio. Euro errichtete, vierte Neubau einer Kindertageseinrichtung in Loschwitz auf dem Gelände der ehemaligen Kirschplantage am Pappelwäldchen, Winzerstr. 2, bezogen werden [31]. Die offizielle Einweihung durch den Kostenträger, die Landeshauptstadt Dresden, fand am 11. Januar 2010 statt.
„Das Gebäude setzt sich aus drei voneinander losgelösten zweigeschossigen Bausteinen zusammen. Der Ansatz, die drei Bausteine als einzeln stehende Baukörper gestalterisch jeweils separat zu behandeln, findet im Innenraumkonzept seine Fortsetzung. Das architektonische Erscheinungsbild adaptiert das Motiv ´Bienenhaus in der Kirschplantage`. Die farbig differenziert gestalteten Gruppenfensterbereiche der „Einflug“ –Lochfassade in überwiegender Holzverkleidung schaffen Identifikation und Orientierungspunkte für die Kinder“ [32].

Kindertagesstätte Winzerstrasse 2
Bild 11. Kindertagesstätte Winzerstrasse 2

Es sind 55 Krippen – und 80 Kindergartenplätze vorhanden.
Als pädagogische Grundsätze sind „sozialökologische Sicht auf die familiären und institutionellen Lebenssituationen der Kinder, Schaffung optimaler räumlicher, materieller, personeller und organisatorischer Bedingungen für die Kinder, Herausfordern eigenaktiver Bildungsprozesse und Begleiten der Identitätsentwicklung der Kinder“ [26] angegeben.
Mit der unweit gelegenen, neuen Grundschule an der Ecke Winzerstrasse, Pillnitzer Landstrasse 38 besteht eine Kooperation bezüglich der Vorschulbildung.
„Die Wärmeversorgung des neuen Kindergartens erfolgt über eine im Technikraum installierte bivalente Wärmeerzeugungsanlage mit einer 24 kW Sole-Wasser-Wärmepumpe als Grundlasterzeuger sowie einem 38 kW Gasbrennwertkessel für Spitzenlast und Warmwasserbereitung. Als Wärmequelle für die Sole-Wasser-Wärmepumpe wurden 5 Erdsonden mit je 120 m Tiefe im Außenbereich abgeteuft. Die gewonnene Heizenergie der Wärmepumpe wird über den Pufferspeicher im Technikraum an das Heizsystem im Gebäude übergeben“ [33].

Literatur
[1]  Grundbuchblatt Nr. 207 für Loschwitz, 1838-1968, Amtsgericht Dresden.
[2]  Stadtarchiv Dresden, Sig.10 Nr. 063, 1864-1921.
[3]  Ev. - Luth. Kirchg. Loschwitz, Archiv I, Loc. X, 48, 1848-1866.
[4]  Münzner, Eberhardt, …Sanierungsgebiete, Sächs. Zeitung, 25.1.10.
[5]  Wehnert, Emil, Hist. Häuserbuch für Loschwitz, 1968/69, Stadtarchiv, Dresden, Sign.17.2.6, Nr. H8.
[6]  Pohle,  Friedrich W., Chronik von Loschwitz, Albanus´sche Buchdruckerei, Cr. Teich1886.
[7]  Ev. - Luth. Kirchg. Loschwitz, Archiv I, Loc. XX, 15, 1870-1884.
[8]  Künstler am Dresdner Elbhang I, Elbhang - Kurier - Verlag, Dresden,1999.
[9]  Ev. - Luth. Kirchg. Loschwitz, Archiv I, Loc. XX, 16, 1871-1925.
[10] Hirsch, Ernst, Griebel, Matthias, Herre, Volker, August Kotzsch, Verlag der Kunst Dresden Basel, 1986/1991.
[11] Stadtarchiv Dresden, Sign. 8.27, I, Abschn. 65, Nr. 16, 1876-1917.
[12] Leuschner, Th., Loschwitz u. seine Denkwürdigkeiten, Ortsverein Loschwitz e.V., 1928.
[13] Stadtarchiv Dresden, Sign.8.27 I, Abschn. 58, Nr.15 ,1887-1921.
[14] Wenzel, Otto- R, in 300 Jahre Kirchg. Dresden - Loschwitz, S. 61, Eigenverlag, 2004.
[15] VV Weißer Hirsch/Oberloschwitz e.V., Der Weiße Hirsch, Elbhang-Kurier-Verlag, Dresden, 2001.
[16] Stadtarchiv Dresden, Sign., 8.27 II, Brd.-Kat. 226, 1900.
[17] Ev. - Luth. Kirchg. Loschwitz, Archiv I, Loc. XX, Nr 21, 1901-1937.
[18] Stadtarchiv Dresden, Sign., 10, Nr.40 071, 1878.
[19] Ev. - Luth. Kirchg. Loschwitz, Archiv I, Loc. XX, Nr. 28, 1901 -1937.
[20] Griebel, Matthias, Dresden -Loschwitz, Archiv.
[21] Münzner, Eberhard, Das Kirchgemeindehaus, www.kirche-loschwitz.de, 1997.
[22] Ev. - Luth. Kirchg. Loschwitz, Archiv I, Loc. XX, Nr. 22, 1901-1937.
[23] Weber, Paul, Zur Geschichte des kirchlichen Lebens, Elbhang - Kurier, Dresden, 9/2004.
[24] Ev. - Luth. Kirchg. Loschwitz, Archiv I, Loc. XX, Nr. 20, 1901-1937.
[25] Ev. - Luth. Kirchg. Loschwitz, Archiv I, Loc. XX, Nr. 25, 1938-1942.
[26] Stadtarchiv Dresden, Sign.,10 - Nr. 41 098, 1882.
[27] Münzner, Eberhard, Dresden - Loschwitz, priv. Archiv.
[28] Stadtarchiv Dresden,  Sign.,10 - Nr. 41 099, 1954-1976.
[29] Dresdner Telefonbuch 1958.
[30] www. dresden. de/ kindertagesstaetten.
[31] Frohse, Jürgen, Elbhang - Kurier, Dresden, 12/2009.
[32] Noack Planung und Projektentwicklung GmbH.
[33] Dr. Scheffler & Partner GmbH Dresden.