Die Entstehung der Landgemeinde Loschwitz
von Helmut Dorschner
Angeregt und unterstützt von Matthias [Matz] Griebel und Eberhard Münzner

Vom Dorf zur Landgemeinde 1315 bis 1839 - Drei Gemeinden

1. Der Anfang
In Dresden - Loschwitz hat sich bis in die Gegenwart die Bezeichnung „Burgberg“ erhalten, obwohl viel höher gelegene Areale in der Nähe sind, war der hier so bezeichnete zwischen Grundstraße, Körnerplatz und Plattleite gelegene tropfenförmige Bergsporn für eine Burganlage besser geeignet, da er nur von einer Seite, „von hinten/oben“ leicht zugänglich, sonst aber durch Steilhänge „geschützt“ war. Es hat sich hier mit hoher Sicherheit für militärische Strategie und Landesverwaltung eine Burg - eine spätslawische Wallanlage - befunden, da auch eine Furt und eine Fähre die Querung der Elbe und somit Handelswege ermöglichten [1, 2].
Leider wurden anlässlich der Schachtungen zum Bau von „Hotel und Restauration Burgberg“ im Jahr 1853 keine Ausgrabungen dokumentiert. Diese wären heute aber wieder möglich, da die vorhandenen Kriegsruinen 1967 abgerissen wurden und das Areal von ca. 6000 m² brach liegt.

2. Die Ersterwähnungsurkunde
Die heutige Dresdner Gemarkung (Stadtteil) Loschwitz wird erstmalig 1315 als Dorf erwähnt.

urkunde - Loschwitz von 1315
Bild 1. Die Urkunde von 1315 Nr.1 [3]

urkunde loschwitz von 1315
Bild 2 „… Loscuitz …“ aus Urkunde Nr.1

urkunde loschwitz von 1315
Bild 3.„… Loscuitz …“ aus Urkunde Nr. 2

Am Johannistag (Geburt Johannes des Täufers, 24. Juni) 1315 wurden vom Markgrafen von Dresden (1288 – 89, 1291 – 1315 [4]), Friedrich Klemme (1273 – 1316 [2]), im Beisein von mehreren hochgestellten Zeugen zwei fast gleichlautende Urkunden ausgestellt, in welchen unter anderem vom Dorf „Loscuitz“ [3, 5, 6], dem heutigen Loschwitz [7, hier Loscuicz], jährlich Einkünfte von einem „Talent“ (= 1 Pfund = 20 Schilling = 240 Pfennig [8]) dem Klarissinnenkloster in Seußlitz bei Meißen zugestanden wurden. Hier handelt es sich um die heute bekannte  schriftliche Ersterwähnung des Stadtteiles Dresden – Loschwitz.
Wegen ähnlicher alter slawischer Ortsnamen wurden in älteren Quellen und auch am Eingemeindungsstein an der Calberlastraße in Loschwitz die Jahre 1071 (Luciwice [9]) und 1227 (Luzewiz, [9]) als erste Erwähnung von Loschwitz angegeben. Diese Angaben betreffen aber das Dorf Leutewitz bei Dresden [7, 10].

3. Drei Gemeinden
In den drei Loschwitzer Straßennamen Rats-, Amts - und Winzerstraße sind die früheren  Gemeinde - Zuordnungen heute noch erhalten und lebendig. Sie sind auch in der Reihenfolge ihrer Entstehung stadtauswärts angeordnet. Eine Gemeinde hatte damals einen Ortsrichter (Erbgerichtsbarkeit) und einen oder zwei Gerichtsschöppen (Schöffen), aber das hatten hier nicht alle Gemeinden. Drei Gemeinden in einem Dörflein, das ist ungewöhnlich und nicht von jedermann akzeptiert. Umstritten ist die Bezeichnung Winzergemeinde, die sowohl von Kantor Pohle, im Historischen Häuserbuch und in weiteren älteren Akten gebraucht wurde. Als erstes sollen fünf bedeutende Chronisten - auch wesentliche Zeitzeugen - genannt und ihre teils handschriftlichen Aufzeichnungen zur Entstehung bzw. Beschreibung dieser Arbeit kurz dargestellt werden.

4. Die Chronisten
Pfarrer Arnold 1710
Der erste Pfarrer von Loschwitz, Magister Johann Arnold (1674 – 1732), hat aus Anlass des  Kirchenbaues (1705 – 1708) auf 405 mit der Hand beschriebenen Seiten ein wichtiges Zeitdokument über die damalige Situation im Kirchspiel (Loschwitz und Wachwitz) geschaffen. Aus seinen Darstellungen konnten wichtige Informationen für das Weitere entnommen werden.
Auf Seite 71 schrieb er vor über 300 Jahren: „Ist es die Höchste Glückseligkeit auf der Welt, fromme und Christliche Regenten haben, der … Recht und Gerechtigkeit halten, auch solches einen jeglichem Unterthanen ohne Ansehen der Person wiederfahren lassen, …“ [11]. Das ist auch heute noch die Sehnsucht der meisten Menschen.

Special - Comissar Müller 1837
1837 (20. November), also fast genau ein Jahr vor Erscheinen der neuen Landgemeindeordnung (7. November 1838), ließ die Steuerbehörde durch den „Special = Commissar“, Carl Wilhelm Müller, ein detailliertes Gebäudeabschätzungsverzeichnis von Loschwitz anfertigen, welches 1839 mit roten Eintragungen und geringfügigen Änderungen nochmals bestätigt wurde. Dieses Verzeichnis enthält für das Dorf Loschwitz von I. bis IV. geordnet und jeweils in Reihenfolge der Brandkataster – Nr. aus der Zeit von 1784 bis 1839, folgende vier Verwaltungseinheiten: „I. Die Amtsgemeinde“ (Nr. 1 bis 97), „II. Die Ratsgemeinde“ (Nr. 1 bis 148), „III. Die auf Nieder – Poyritz gehörigen Häuser“ (Nr. 1 bis 6) und „IV. Die Weinberge“ (die hier genannte „Winzergemeinde“, Nr. 1 bis 24).
Jedes der 28 Blätter - auch Rückseite genutzt - des Verzeichnisses hat folgende neun Spalten:
„1. Brd. Cat. Nr. / 2. Flurbuch Nr. / 3. Name des Besitzers / 4. wohnliche Räume (jeder Raum des Gebäudes, auch Stallung, Saal, Mühlraum …) / 5. Quadrat Ellen / 6. bis 9 „Miethserträge“, - für jeden Raum 4 Spalten: „rs“ (Taler) / „gl“ (Groschen) - einzeln und Summen mit Abzügen (hier 1Taler = 24 Groschen, ab 1840 in Sachsen = 30 Neugroschen).
Diese handschriftliche Erfassung von ca. 275 Gebäuden mit etwa 1150 Räumen, ihrer Größe und möglichen Mieterträgen diente der Steuererhebung. Sie stellt heute ein einzigartiges Zeugnis von Größe und Art der Gebäude und den daraus ableitbaren sozialen Verhältnissen in Loschwitz in den Jahren 1837 und 1839 dar [12].

Kantor Pohle 1884
Der bekannteste Chronist von Loschwitz, Friedrich Wilhelm Pohle (1830-1892) schrieb im Jahr 1884: „Bis in die neuere Zeit gruppierte sich Loschwitz in eine Ratsgemeinde, eine Amtsgemeinde und eine Winzergemeinde“ [14]. Da er als Kantor und 1. Lehrer an der Loschwitzer Schule selbst noch unterschiedliche Stolgebühren für kirchliche Handlungen (Taufen, Trauungen, Begräbnisse usw.) in diesen Gemeinden eingenommen hat, kannte er sicher selbst auch noch Personen, die in dieser dreiteiligen Zuordnung gelebt haben und die Gemeindenamen so noch gebrauchten, obwohl ganz Loschwitz seit Inkrafttreten der Landgemeindeordnung [13] des Königreiches Sachsen, am 1. Mai 1839, nur noch eine selbständige Landgemeinde war [14, 15].

August Kotzsch
Der Fotograf Carl Friedrich August Kotzsch (1836 – 1910) wuchs als Sohn eines ehemaligen herrschaftlichen Winzers auf, der 1832 in Loschwitz für 625 Taler einen eigenen Weinberg mit Haus erworben hatte. Er besuchte von 1842 bis 1850 die Loschwitzer Dorfschule und musste danach im elterlichen Weinberg mit schwerer Arbeit zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Da die geringen Einkünfte auch noch durch Vermietung an Sommergäste aufgebessert werden mussten, kam er in Kontakt mit Malern, zu denen u. a. auch Ludwig Richter (1803 -1884) gehörte. Seinen Neigungen gemäß interessierte er sich sehr für deren Arbeiten, so dass er bald selbst zu zeichnen anfing. 1860 fing er bei dem benachbarten Maler Niemann, der eine fotografische Ausrüstung besaß, unter dessen Anleitung an auch fotographisch zu arbeiten. Nach dem Tode Niemanns (wahrscheinlich1861) konnte August Kotzsch von dessen Witwe die Fotoausrüstung erwerben und von da an das Gewerbe eines Fotografen betreiben, welches er zu hoher Qualität entwickelte. Bis 1895 schuf er eine Vielzahl von Zeitdokumenten - früheste Fotos - älterer Anwesen und Ansichten, die heute schon lange nicht mehr existieren [16].

Emil Wehnert
Der Bankkaufmann Emil Wehnert (1924 – 1983) [17] hat sich seit 1940 nebenberuflich mit der Geschichte seiner Heimat beschäftigt. 1968 /69 hat er mit dem Historischen Häuserbuch von Loschwitz [18] eine einzigartige Basis für eine zusammenfassende Darstellung der Entwicklung von Loschwitz bis in die heutige Zeit hinein geschaffen, indem er die auffindbaren historischen Daten der Besitzer (Name, Herkunft, sozialer Stand, Wohnort…) eines Anwesens, teilweise vom 16. Jhd. an bis zur Gründung der selbständigen Landgemeinde 1839, mit den drei Brandkataster – Nummern (von 1784, 1839 und 1860), den Flurbuch - Nummern von 1835, den Grund- und Hypothekenbuch – Nummern von 1843 und den dazugehörigen heutigen Adressen mit Straßenamen von 1895 und Hausnummern von 1897 zusammenfügte.
Im Historischen Häuserbuch findet sich der Begriff „Winzergemeinde Loschwitz“ 1827 als Wohnort des Besitzers des Grundstückes Schillerstraße10.

5. Die Ratsgemeinde
Das Maternihospital wurde vom Vater des oben (Abschnitt I.2.) genannten Friedrich Klemme Heinrich dem „Erlauchten“ (um 1215/16 - 1288) um 1280 … 1286 [19, 20] an der Frauenkirche in Dresden gestiftet. In der eingangs genannten Urkunde [3] von 1315 wurde auch das Eigentumsrecht des Seußlitzer Klarissinnenklosters am Hospital St. Materni erwähnt, welches von Markgraf Friedrich II., dem „Ernsthaften“ (1310-1349), 1329 dem Rat der Stadt Dresden zugeordnet wurde [19, 20, 21]. Dadurch kam auch Loschwitz in dessen Verwaltungszugehörigkeit.
Außer der Zins-/Steuerpflicht der Einwohner des gesamten Dorfes hatte das Hospital auch eigenen Besitz in Loschwitz: Weinberge und Wiesen, eine Weinpresse mit Stube und Kammer und einem Brunnen davor und ein Hütehaus mit Ofen [20, 21].
1400 wurde ein Vorwerk (Wirtschaftshof) Loschwitz mit zwei Hufen Land (1 Hufe: eine Vollbauernstelle, in Sachsen um 20 ha [22]) genannt, welches später in zwei Bauernhöfe aufgeteilt wurde [20] (noch 1950/60 Bauer Karisch und Bauer Eichler). Auch dieses Vorwerk war direkter Besitz des Hospitals, was in einem „Zueignungsbrief“ vom 11. September 1408 „auf Bitten des Spitalmeisters“ durch die damaligen Landesherren bestätigt wurde. Ein Anteil des Vorwerks aber gehörte damals einer Privatperson. Dieser Anteil wurde am 20. Mai 1435 auch an den Spitalmeister verkauft [21].

Dieser Teil des Dorfes war die spätere Ratsgemeinde, die um 1440 aus 21 [20], 1705 aus etwa 100 [11] und am Ende ihres Bestehens 1837/39 aus 172 [12] Häusern/Grundstücken bestand.
So gehörte zur Ratsgemeinde der gesamte heutige Ortskern ohne die sechs Grundstücke des Rittergutes Wachwitz (s. Abschnitt I. 8.) an der Elbfähre nach Blasewitz, ferner einige Weinbergsgrundstücke am Körnerweg, in der Grundstraße die Häuser links bis vor den Rietschelweg (Nr. 25/27, Gebäude nicht mehr vorhanden) und rechts bis zur Nr. 46. Außerdem gehörten in der Grundstraße die ehemaligen Mühlen Vettermühle (etwa Nr. 60) und Hänselmühle (etwa Nr. 76/78) im Gebiet der Amtsgemeinde gelegen, noch zur Ratsgemeinde, da sie vor Einrichtung der kurfürstlichen Amtsgemeinde 1547 ( s. Abschnitt I. 6.) schon zum Materniamt - zur Ratsgemeinde - gehört hatten.

6. Die Amtsgemeinde
Der eingangs genannte Pfarrer von Loschwitz, Magister Johann Arnold (1674 – 1732), zitiert Anton Weck (1628 – 1680) zu den Verwaltungseinheiten in Loschwitz folgendermaßen: „Denn Anno 1484. ist Loschewitz mit in das auffgerichtete Weichbild kommen“ [19] (Rechtshistorisch bezeichnet Weichbild den vor den eigentlichen Stadtmauern gelegenen Bezirk, der der städtischen Gerichtsbarkeit unterworfen war).
1485 fand die dritte sächsische Landesteilung zwischen den Brüdern Kurfürst Ernst (1441 -1486) und Herzog Albrecht, dem „Beherzten“ (1443 – 1500), von Sachsen statt. Nach der üblichen Reisetätigkeit der Landesherrn zwischen verschiedenen „Residenzen“, wie z. B. Meißen, Freiberg, Altenburg, Torgau, Pretsch, Wittenberg u. a., entwickelte sich Dresden nun zur Residenz des Herzog Albrecht – der späteren „Albertiner“ [4].
1547, der protestantische Herzog Moritz (1521 - 1553) hatte gerade unter dem katholischen Kaiser Karl V. (1519 – 1556) die Kurwürde von seinen Verwandten, den Ernestinern, für die Albertiner erobert, wurde das Amt Dresden eingerichtet [10]. Außerdem wurde 1547 das kursächsische Territorium in vier Kreise eingeteilt, nämlich in den Kurkreis, den Leipziger oder Osterländischen Kreis, den Meißnischen Kreis und den Thüringischen Kreis [23].
Seit dieser Zeit wird sich in Loschwitz die Amtsgemeinde entwickelt haben, indem das dem städtischen Hospitalamt unterstehende Territorium nicht erweitert werden durfte. Die Landesobrigkeit hatte schließlich auch ständigen Bedarf, die Einkünfte zu erhöhen.
1700 veranlasste der König von Polen August II., zugleich Kurfürst Friedrich August I, der „Starke“, von Sachsen (1670 -1733) eine „… Aufstellung der Hufen, Familien und Mannschafften in den Städten, Flecken und Dörffer jeden Orths in unsern Churfürstenthumb und incorporierten Landen…“ Hier wurde tabellarisch für Loschwitz folgendes erfasst:
Hufen – keine, Familien – 32, Mannschafften – 96 (… „Kinder, Knechte und Mägde auch Hausgenossen“ …). Diese Erfassung konnte sich nur auf die dem Amt Dresden zugeordneten Häuser (Familien) der Amtsgemeinde beziehen, denn es war z. B. kein Landbesitz (Hufen) erwähnt [24].
1706 wurde im Rahmen der Besoldung des Schulmeisters (vierteljährlich 6 Pfennig pro Haus) außer der genannten Gemeinden noch zusätzlich von „Häusern im Grunde und solchen die sich keiner Gemeine angeschlossen haben“ berichtet [25], die im Laufe der Zeit sicher auch der Amtsgemeinde zugeordnet wurden.
Pfarrer Arnold schrieb über etwa die gleiche Zeit (vor Erbauung der Kirche - vor 1705): „Ihro Königl. Majt. in Pohlen, und Churfürstl. Durchlauchtigkeit zu Sachsen, unsern allergnädigsten König, Churfürsten und Herrn gehört immediate (unmittelbar) die Helffte des Dorffs Loschwiz, die Hinter Gemeine genannt. Und da sie von dem Königl. Churfl. Hl. Ober Ambtmann zu Dresden regiert wird, wird sie zum Unterschied der Vörder Gemeine, oder Raths - Unterthanen, die Ambts - Gemeine geheißen, und begreiffet ohngefähr 50. Häuser in sich, zu welcher Gemeine noch 17. Winzereyen, welche meistentheils von Altdresden heraus an der Elbe nach einander liegen, und in das obgedachte Dresdnische Ober - Ambt gehören “ [11] (s.I.7. Winzergemeinde), hier irrt Pfarrer Arnold sicher, denn die 17 „Winzereyen“ gehörten zwar zum Amt Dresden - im Sinne von „amtssässig“-, aber nicht zur Amtsgemeinde Loschwitz).
Die Amtsgemeinde begann linksseitig im Grund aufwärts nach dem Rietschelweg mit der ehemaligen Gaststätte „Zum Kameraden“, Grundstraße Nr.29 (heute nicht mehr vorhanden) und rechts mit der heutigen Haus - Nr. 48 am Karl - Schmidt - Weg. Sie erstreckte sich - wie auch heute noch die Gemarkung Loschwitz - bis zur Ortsgrenze im Loschwitzgrund, weiter entlang der heutigen Neugersdofer Straße (früher Grenzweg), zur Bautzner Landstraße über den ehemaligen Gasthof Weißer Adler zum Rißweg und zur Steglichstraße (früher Pferdeweg).
Auf dem Gelände (etwa Grundstraße 82) lag die einzige Brettmühle im Grunde. Diese wurde 1839 bei der benachbarten Mahl - Mühle - beide im Besitz des Johann Gottlieb Merbitz - in der Ratsgemeinde mit eingetragen [12]. An der Ortsgrenze im Grund rechts, an der heutigen Tännichtstraße (Grundstraße 98, heute nicht mehr vorhanden), lag die 1835 ohne Bauantrag von Carl Christoph Mittag „auf roher Wurzel“ errichtete Ölmühle „7 Ellen“ (ca. 4 m) neben seiner schon vorhandenen „Mahlmühle“ (auch als Dammmühle oder Nudelmühle bekannt, 1936 abgerissen) „an der von Bühlau kommenden … Bach Namens Triehle“ (heute „Trille“ genannt) [26].
Loschwitz hatte zu dieser Zeit also sechs Mühlen und oberhalb der Ölmühle auf Bühlauer bzw. Rochwitzer Flur lagen noch drei Mühlen, die nach Helfenberg - im Ortsteil „Adelig – Bühlau“ gelegen - gehörten, so steht es in dem am 3. November 1835 vom Justizamt angefertigten Protokoll des Actuars Friedrich August Witschel, das außer von Witschel, von dem Amtsrichter Johann Gottfried Baudisch, dem Erbauer der Ölmühle, Müllermeister Carl Christoph Mittag, sowie den Loschwitzer Müllern Johann George Vetter und Johann Gottlieb Hentschel unterzeichnet ist. Insgesamt gab es an der Triehle (Trille) damals also neun Mühlen [26].
An der Ortsgrenze linksseitig stand das heute noch vorhandene Gebäude Grundstraße 137, das ehemalige Armenhaus (s. Abschnitt III.2.) von Loschwitz.
Die Grundstücke Grundstraße 86 bis 96, wie auch der Gasthof „Zur Eule“ (Nr. 100) gehörten, wie auch heute noch, zur Gemarkung Rochwitz.
Bis 1829 war die Amtsgemeinde auf 190 Einwohner [27] und 1837 auf 103 Gebäude/Grundstücke angewachsen [12].

7. Die Winzergemeinde
Die rechtselbischen Hänge zwischen Schotengrund an der Saloppe und dem Mordgrund am Eckberg hatten bis 1660 als Zielgebiet für die Erprobung von Kanonen der sächsischen Armee gedient, die über die Elbe von Blasewitz aus abgeschossen wurden. In Blasewitz war dazu extra eine Schneise in den Wald geschlagen. Die genannten Elbhänge waren kurfürstliches Gebiet und wurden 1660 von Kurfürst Johann Georg II. (1613 – 1680) auf Wunsch von acht Hofbediensteten zur Anlegung von Weinbergen freigegeben [28]. Diese Belehnung mit acht Grundstücken kann als Ursprung des heute noch gebräuchlichen Begriffes Loschwitzer Winzergemeinde angenommen werden (Brandkataster-Nr. 1 bis 8, Bild 4).
Eine Bestätigung dieser Annahme war 50 Jahre später (1710) die Erwähnung der „17 Winzereyen von Dresden her“ [11]. Damit können nicht die viel älteren Weinbergsgrundstücke der Rats- und der Amtsgemeinde gemeint gewesen sein. Dieser Gruppe waren bis 1710 noch neun [11] und bis 1837 noch weitere sieben [12] Weinbergsgrundstücke durch das Hofamt bis zur Brandkataster–Nr. 24 zugeordnet worden, die auch zwischen vorhanden älteren Grundstücken lagen, wie in der räumlichen Darstellung  im Bild auf Seite 7 gezeigt wird.
Die Winzer werden im Zusammenhang mit Rats- und Amtsgemeinde immer als eigene selbständige Gruppe bezeichnet.
Im Folgenden sollen dazu einige Zeugnisse genannt werden, die aus Akten des Loschwitzer Kirchenarchivs entnommen wurden [25]:
Vom 10. Februar 1706 datiert ein „Friedlicher und gütlicher Vergleich welcher Dato wie unten folget zwischen der Loschwizer Gemeine (Amts- und Ratsgemeinde) an einem Theil und denen sämbtl. Wintzern an ander Theil … in nachfolgenden Punctis bestehet.
1. … denen Wintzern ihren Gottesdienst sowohl in gegenwärtigen Gottes – Hause (das Schulhaus), so als künftiger neuen Kirche (1705 Grundsteinlegung, 1708 Einweihung) … zu haben und halten. Dagegen versprechen die sämbtl. Wintzer das Quartal dem Pastor 2 gl (Groschen) 6 ₰ (Pfennig), dem Schul – Meister aber 6 ₰ zugeben
2. Sollen die Wintzer ihre Todten und verstorbenen Leichen, sie mögen groß oder klein seyn … . Die Wintzer aber geben der Gemeine vor eine große Leiche, und derselben Grabstelle 6 gl, vor eine kleine aber nur 3 gl …“.
Am 17. „Novembris“ 1716 wurde ein Vertrag zur Besoldung des ersten Loschwitzer Pfarrers, Magister Johann Arnold, abgeschlossen. Dazu trafen sich auf der “ Pfarre zu Loschwitz …an einem Theil …beyderseits Gerichten der Loschwitzer Raths- und Ambtsgemeine, Paul Jahn und Andreas Frost, Richter … nebst … Gerichts Schöppen …,an anderen Theile 3 Wintzer, in namen der sämbtl. Loschwitzer Wintzer, Christoph Friedrich, Christioph Trobisch und Paul Kuntze, allerseits in Loschwitz, und haben über nachfolgende Puncta einen unwiederruflichen Vergleich untereinander, wie auch unter ihren beyderseits nachkommenden Nachkommen … . Unter Punkt „IV.- verspricht die Gemeine denen Wintzern nichts mehr, denn die einmahl bewilligte 2 gl, 6 ₰ quartal Besoldung des Geistlichen auffzulegen … . VI … versprechen die Wintzer vor einer großen Grabstätte … 12 gl … vor eine kleine aber 6 gl zu bezahlen, wie allbereit vor etlichen Jahren (s. o.) schon ausgemachet worden. …“.


Die Loschwitzer Winzergemeinde im Jahr 1837 mit Brandkataster- und Flurbuch-Nr. [12] in eine Skizze von Rolf Köhne [28] eingetragen
Bild 4. Die Loschwitzer Winzergemeinde im Jahr 1837 mit Brandkataster- und Flurbuch-Nr. [12] in eine Skizze von Rolf Köhne [28] eingetragen.

„ Dreßden den 8. December 1737 – Erscheinen in dem Hospital – Ambte, St. Materni Hr. Mag. Ephraim Gotthelff Koechli (1702 – 1761), Pfarrer zu Loschwitz und Samuel Leschke, Einwohner in gedachten Loschwitz und bringen beyderseits an … wegen der Besoldung des Pfarrers zu Loschwitz zwischen der Amts- und Rathsgemeinde und denen Wintzern allda errichteten Vergleichs besagte beyde Gemeinden und Wintzer alle Quartale ein gewißes Geld Quantum aufzubringen hätten …“ [25].


Das Loschwitzer Weinbergsgelände im Jahre 2014
Bild 5. Das Loschwitzer Weinbergsgelände im Jahre 2014. Links das ehemalige Wasserwerk „Saloppe“ am Schotengrund, ganz rechts der Pavillon im Dinglinger Weinberg am Mordgrund.

Zusammenfassend ergibt sich, dass Ratsgemeinde und Amtsgemeinde Ortsrichter und Schöffen hatten - also im damaligen Rechtsverständnis eine echte Gemeinde waren; die Winzer (lokalisiert in „Weinberge“ [12]) dagegen nicht – aber sie wurden auch immer als eigene Gruppe mit namentlich autorisierten Vertretern (die „Winzer allda“) genannt und unterschrieben so auch Verträge. Im Sprachgebrauch gab es deshalb eine Winzergemeinde, was auf jeden Fall bis 1886 [14] nachgewiesen war und auch noch bis heute Bestand hat.

8. Rittergut Wachwitz / Niederpoyritz
Die direkt an der Fähre gegenüber dem Fährgut gelegenen, zum Rittergut Wachwitz gehörenden sechs Häuser / Grundstücke waren auf dessen mittelalterlichen Besitz dieses Territoriums zurückzuführen.
Das Rittergut Wachwitz war schriftsässig [24] (Ggs. amtssässig), d. h. die Steuern der unter schriftsässigen Rittergütern stehenden Dorfbewohner wurden ohne Vermittlung des Amtes direkt der Kreissteuereinnahme - hier z. B. dem Meißnischen Kreis, s.o. - zugeführt. Bei Heerzügen waren sie nicht dem Amtsaufgebot eingegliedert. Die Zentralregierung verkehrte mit den „Schriftsassen“ ebenso direkt wie mit den Ämtern [23].
Bereits 1411 wurde eine Familie von Ziegler (Ratsherren, Münzmeister) als Besitzer in Loschwitz erwähnt. 1514 ist deren Belehnung auch mit dem Nachbardorf Wachwitz und anderen Gütern durch Herzog Georg, der Bärtige (1471 - 1539) belegt [29].
1710 schreibt Pfarrer Arnold dazu: in Loschwitz „befinden sich drey unterschiedliche Herrschafften, Obrigkeiten und Jurisdictionen“ - König, Stadtrat, Minkwitz -; und weiter „dem Wohlgebohrnen Herrn von Minkwitz - Königl. Pohl. Churfürstl. Sächs. wohlbestallter Ambts - Hauptmann - gehört für allen Dingen das oben beschriebene Wachwitz mit allen seinen Einwohnern, wie auch etliche darumb liegende Weinberge, ingleichen 6. Häuser in Loschwitz an der Elbe gelegen, welche seine Jurisdiction erkennen. Woher es kommend, daß diese 6. Häuser Ihm zugehören, kan man nicht wißen, auch auß denen aller ältesten Lehn - Brieffen keine Nachricht erhalten“ [11].

9.Territoriale Erfassung, Zuordnung
Die Entstehung des großen Territoriums der kleinen Landgemeinde Loschwitz mit nur zwei Hufen Landwirtschaft entspricht fast genau auch heute noch einem der räumlich großen Stadtteile Dresdens. Die Gemarkung Dresden – Loschwitz mit ca. 350 ha ist sicher im wesentlichen den geomorphologischen Gegebenheiten: Lausitzer Überschiebung, Elbtal, Hanglagen, Schluchten und Täler des Gebietes zu verdanken, die in unmittelbarer Nähe Neugründungen von eigenständigen Ansiedlungen verhinderten.
So mündeten sowohl die sich im Grunde (heutige Grundstraße) und vom Grund aus hinauf bis zur damaligen Stolpischen bzw. Budissiner Straße (heute Bautzner Straße und - Landstraße) als auch die seit 1660 „von Dresden her“ (s. o.) entstandenen Anwesen nicht in neuen Dorfgemeinschaften. Sie wurden zwar dem vorhandenen Dorf Loschwitz - aber nur namentlich - angegliedert. Die Zins/Steuereinahmen aber mussten an die Landesherrschaft, an das 1547 eingerichtete (Hof-) Amt - Dresden fließen, ab 1784 Justiz- und Rentamt, ab 1874 Amtshauptmannschaft - Dresden, ab 1880 Amtshauptmannschaft Dresden - Neustadt.
Die Anfänge des staatlichen Brandversicherungswesens in Sachsen gehen auf ein Mandat zur „Errichtung einer Allgemeinen Brand - Cassa“ (Generalbrandkasse) von 1729 zurück. Die Finanzierung war damals allerdings noch freiwillig, musste aber zusammengefasst, jährlich per Formular (Obrigkeit, Geistlichkeit …, Untertanen … und Personen „solche gänzlich verweygert haben …“) an die Obrigkeit gemeldet werden [30].
Die Anwesen der vier genannten Verwaltungseinheiten waren mit Zahlen erst ab 1784 (erste  Brandkataster – Nummer) durch Einführung der (Pflicht-) Brand - Versicherungs - Societät [31] belegbar. Diese waren als Schild oder sogar in Stein gehauen außen am Gebäude/Grundstück angebracht und dienten, so wie heute die Hausnummern, zur Orientierung. Später bestand sogar die Vorschrift, diese Nummer sichtbar am Haupteingang anzubringen [32]. Bis 1943/44 wurden die etwa 1860 eingeführten letzten Brandkataster - Nummern sogar in den Adressbüchern von Dresden mitgeführt; auch heute sind einige der ältesten und auch der späteren Nummern noch im Ort zu finden. Auch bei der Klärung älterer unklarer Grundstücksangelegenheiten können sie noch eine Rolle spielen.
Durch Erlass der Generalverordnung vom 7. Januar 1835 wurden Gemarkungs- und Grundstücksgrenzen in Flurbücher eingetragen, so „daß die Grenzen derselben gehörig berichtigt und beraint und alle Grundstücke einzeln verzeichnet werden“. Unter Punkt 6. stand u. a. „Sämmtliche, in der Ortsflur gelegene, einzelne Grundstücke, ohne Ausnahme … sind nach einer fortlaufenden Nummer in Reihenfolge, wie sie nebeneinander liegen, aufzuzeichnen“ [33].
Vor dieser Zeit wurden in Gerichtsbüchern (Kaufbücher, Steuerbücher …) solche Grenzen mit Steinen, Bäumen, Zäunen, Rainen, Flussläufen … oder auch mit Namensnennung der Nachbarn, wie z.B. am Körnerhaus 1785, beschrieben. Betrügereien wurden mit drastischen Strafen geahndet (ausführliche Beschreibung in [34]).
Für das Dorf Loschwitz wurden die Flurstücke von Dresden (- Neustadt) her nummeriert (s. Bild S. 7). Den Anfang, die Nummer 1, bekam ein Grundstück der Winzergemeinde, das mit Nr. 21 des Brand - Katasters offensichtlich 1784 noch nicht in der Winzergemeinde existierte (heute noch Flurstück Nr.1 der Gemarkung Dresden - Loschwitz, Bautzner Straße 122). Die Nr. 1 des Brandkatasters - hatte die heute noch geltende Furbuch – Nr. 4 – an der heutigen Bautzner Straße 130 (auf dem Gelände Schloß Albrechtsberg). Die letzte vor 1837 vergebene Brandkataster – Nr. der Winzergemeinde, die 24; bekam ein Gebäude/Grundstück an der heutigen Bautzner Straße 122, also wieder zurück gesprungen vor die Nr. 1 mit der ebenfalls zurück gesprungenen Flurbuch – Nr. 167 . Im Bild S.7 ist die Lage sämtlicher Grundstücke der Winzergemeinde einschließlich der damaligen - meist heute noch zutreffenden - Flurbuchnummern symbolisch dargestellt. Nur die alte Brandkataster - Nr. 20 an der heutigen Schillerstraße 6 war dem Religionsamt Dresden-Neustadt zugeordnet [18]. Diese Zuordnung in die Winzergemeinde hat sicher ihren Ursprung darin, dass sich hier zwischen Stadtweg (heute Schillerstraße), der Plattleite und dem Racken (heute Leonhardistraße) wahrscheinlich der von Mörtsch („der größte war in Loschwitzer Flur“ [35]) erwähnte Weinberg des Augustinerklosters aus Altendresden (heute Dresden-Neustadt) befand, für dessen nach der Reformation 1539 in Dresden säkularisierten Besitz das Religionsamt zuständig war.
Zwischen diesen Grundstücken befanden sich, wie schon oben erwähnt, auch viel ältere Grundstücke der Ratsgemeinde und der Amtsgemeinde [36]. Als Beispiele aus der Ratsgemeinde sollen am Körnerweg das Körnerhaus mit der Brandkataster – Nr. 83 und an der Schevenstraße (im Bild S.7 damals „Stadtweg“ wie die Schillerstraße) das bekannte Grundstück Nr. 11, Villa Solitude [16], mit der Brandkataster – Nr. 132 sowie aus der Amtsgemeinde die Grundstücke Brockhausstraße 1 mit der Brandkataster – Nr. 68 und Schillerstraße 39 mit der Brandkataster – Nr. 72 genannt werden.
Mit Hilfe dieser Nummerierungen kann ab dem Jahr ihrer Einführung die zeitliche Reihenfolge der Entstehung einzelner Anwesen gut abgeschätzt werden.

10. Mittelalterliche Bebauung
Die an vielen Stellen in Loschwitz heute noch vorhandene dichte Bebauung erinnert noch an das Spätmittelalter bzw. die Frühe Neuzeit (1500-1800).
Die damals meistens aus Holz mit Stroh gedeckten Dächern bestehenden Behausungen waren zwar oft durch Brände vernichtet worden, aber meistens auf den gleichen Grundmauern, oft aufgestockt, wieder aufgebaut worden.
Gut erhalten ist diese Situation heute noch z. B. in der Grundstraße rechts Nr. 2 bis Nr. 26 und links Nr. 7 bis Nr. 23, in der Friedrich – Wieck - Straße, rechts Nr. 6 bis 16 und links Nr.15 bis 23, wo die Gebäudeabstände (teilweise weniger als 1 m) in keiner Weise den heutigen Baubestimmungen entsprechen.

11. Soziale Betrachtungen
Die Größe vieler Häuser kann man sich heute kaum noch vorstellen. Das Gebäudeabschätzungsverzeichnis von 1837 ergab folgendes Bild: Den größten Teil von Loschwitz nahm mit 152 Gebäuden/Grundstücken die Ratsgemeinde - auch Vordergemeinde genannt – ein. Die Amtsgemeinde mit ihren hauptsächlich „in dem tiefen Loschwitzer Grunde“ liegenden 103 Gebäuden wurde auch Hintergemeinde genannt. Von diesen 103 Gebäuden hatten 29 nur eine einzige Stube, 39 hatten zwei (auch das Armenhaus) und 15 drei Räume; diese Wohnsituation deutet auf eine sehr arme Bevölkerung hin.
In der viel größeren Ratsgemeinde gab es lediglich 18 Gebäude mit nur einer Stube, 52 mit zwei (meistens Stube und Kammer) und 23 mit drei Räumen.
Zum Rittergut Wachwitz gehörten drei Gebäude mit zwei und zwei mit drei Räumen. Ein Haus mit nur einer Stube gab es hier nicht.
Selbst in den zu Loschwitz gehörenden ehemaligen Mühlen im Grund (heute Grundstraße Nr. 26 – Hentschelmühle, Nr. 60 –Vettermühle, Nr. 76 / 78 – Hänselmühle, Nr.98 - Dammmühle) befand sich 1837 noch der Mühlraum im Wohnhaus. Nur die Brettschneidemühle (Grundstraße 80 / 82) neben der Hänsel - Mehlmühle und die Öhlmüle neben der Damm – „Mahlmühle“ waren selbständige Funktionsgebäude ohne Wohnbereich.
Die in historisch / literarischen Betrachtungen oft beschriebenen reichen Müller können deshalb nicht auf Loschwitzer Vorbildern beruhen.
Dagegen gab es in der Winzergemeinde zu dieser Zeit fast nur große bis sehr große Gebäude. Die in diesem Teil liegenden - heute sogenannten - Elbschlösser gab es noch nicht. Hier wohnten damals schon viele reiche Leute, wie z. B. der bekannte, sehr reiche, schottische Lord Findlater, der alle Weinberge von der Saloppe bis zum Eckberg aufkaufen wollte, was ihm aber nicht ganz gelang. Allerdings wurde als Besitzer sein Sekretär Fischer eingetragen, da Ausländer in Sachsen keinen Grundbesitz erwerben konnten [28].
Besonders anschaulich ist die soziale Situation, wenn man die Anzahl aller Räume mit der Zahl der Gebäude in den drei Gemeinden vergleicht. In den 24 Gebäuden der Winzergemeinde befanden sich 312 Räume (durchschnittlich 13 Räume pro Haus/Grundstück), in den 103 Gebäuden der Amtsgemeinde 248 Räume (2,4 Räume pro Haus) und in der viel älteren Ratsgemeinde waren in 152 Gebäuden 576 Räume, das entsprach im Durchschnitt 3,8 Räume pro Haus.
Der Wohlstand der „Häusler“(Hausbesitzer) bzw. der Haus- und Grundbesitzer war also in der Winzergemeinde sehr hoch und in der Ratsgemeinde höher als in der Amtsgemeinde.

Zur Entwicklung von Loschwitz hat sicher auch folgende im „Lexikon von Sachsen“ 1819 beschriebene Situation beigetragen: „Im Jahre 1680 als in Dresden die Pest wütete, bezog alles was Zeit und Geld hatte die hiesigen Berg- und Dorfhäuser“ [37].

12. Selbständige Landgemeinde 1839
Ab 1839 - Inkrafttreten der neuen Landgemeindeordnung [13] - gab es dann in Loschwitz einen Gemeinderat, dieser wählte den hauptamtlichen, fest angestellten, Gemeindevorstand und als Vertreter zwei Gemeindeälteste. Die Brandkataster - Nummerierung wurde bis 1860 für die neue selbständige Landgemeinde Loschwitz noch zweimal durchgängig ausgeführt, so dass im Historischen Häuserbuch jedes Anwesen drei verschiedene Brandkataster – Nummern, eine Flurbuch – Nr. und eine Grundbuch – Nr. hat [18]. Bis 1945 wurden die Brandkataster – Nummern immer wieder ergänzt und im Adressbuch mitgeführt.
Anlass für die Einführung der Grundbuch – Nummer war das „Königlich Sächsische Gesetz, die Grund- und Hypothekenbücher und das Hypothekenwesen betreffend, vom 6. November 1843“ [38]. In Loschwitz beginnt die Grundbuch – Nummerierung mit 1 an der heutigen Friedrich – Wieck – Str. 18 (ehem. Gasthof Demnitz). Als Letzte wurden die in Richtung Elbe daneben liegenden, ehemals zum Rittergut Wachwitz gehörenden sechs Grundstücke, mit der Grundbuch - Nr. 514 bis 519 für die Gemarkung Loschwitz erfasst.
Die neue Brandkatasternummerierung begann mit Nr. 1 an der Elbe (heute Friedrich-Wieck-Straße 28, neben dem Körnergarten) und endete nach dem gesamten Ortsdurchlauf mit der Nr. 298 wieder an der Elbe, an dem gegenüberliegenden Grundstück, dem Fährgut - heute Friedrich-Wieck-Straße 45 (durch a-, b- und c- Ergänzungen einiger Nummern ergaben sich insgesamt etwa 320 Gebäude/Grundstücke). Die nochmalige Nu
merierung um 1860 folgte dem gleichen Durchlauf, endete bei Nr. 334 und betraf auch etwa die gleiche Anzahl von Gebäuden / Grundstücken wie vorher.
Es ergibt sich gegenüber der Zählung von Müller 1837 (ca. 275) [12] bis etwa1860 (ca. 321) ein Wachstum der Gemeinde um reichlich 40 Gebäude bzw. Grundstücke [18].
Mit dem Erlass der Sächsischen Landgemeindeordnung 1838 bekamen die sächsischen Gemeinden das Selbstverwaltungsrecht.
In Loschwitz gab es dann nur noch eine, aus den vier Ortsteilen – Das Dorf, → Oberloschwitz (Teile heute oft als Weißer Hirsch bezeichnet), Schöne Aussicht (heute oft als Oberloschwitz bezeichnet) und dem weitestgehend in Vergessenheit geratenen, an der heutigen Bautzner Straße/Fischhäuser Revier gelegenen, Simmig`schen Ortsteil - bestehende Gemeinde.

Literatur :
[1]  Spehr, Reinhard, Boswank, Herbert, Dresden, Stadt im Dunkel der Geschichte, Verlag D. J. M.,Dresden, 2000.
[2]  Blaschke, Karl-heinz, John, Uwe (Hrsg), Geschichte der Stadt Dresden, Bd. 1, Konrad Theiss Verlag., Stuttgart, 2005.
[3] Loschwitz -Illustrierte Ortsgeschichte, Verlag Friebel, Dresden, 2015(Sä.Hauptstaatsarchiv Dresden, Sig.10001, OU 2042).
[4] Magirius, Heinrich, Oelsner, Norbert, Pohlack, Rosemarie (Red.), Das Dresdner Residenzschloß, Michael Imhof Verlag, 2013. Regententafel, S.283.
[5]  Hasche, Johann Christian, Diplomatische Geschichte Dresdens, Bd. 6 (Urkundenband), Selbstverlag, Dresden, 1824.
[6] Siewert,Ulrike,s.auch [3], Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V, Dresden.
[7] Eichler E.,Walter, H. Hrsg., Hist. Ortsnamenbuch v. Sachsen, Akademie Verlag Berlin, 2001.
[8]  Sprenger, Bernd, Das Geld der Deutschen, Ferdinand Schöningh, Paderborn u. a., 2002.
[9]  Codex Diplomaticus Saxoniae (CDS),1864-1941, digitalisiert: Institutf. Sä. Geschichte und Volkskunde e.V.
[10] Blaschke, Karlheinz, Hrsg., Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen, Leipziger Universitätsverlag GmbH, 2006, http://hov.isgv.de.
[11] Arnold, Johann, … Beschreibung … der neu erbauten Kirche zu Loschwitz, 1710, Handschrift, Sä. Staats- u. Universitätsbibliothek Dresden (SLUB).
[12] Carl Wilhelm Müller, Special - Commissar, Gebäudeabschätzungsverzeichnis von Loschwitz, 1837, Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Amtshauptmannschaft Dresden, Vorortakten, Teil 2, Sign. 10 754, Nr. 24 19.
[13] Friedrich August (II., König ), Die Landgemeindeordnung d.Kr. Sachsen, A. F. Böhme, Leipzig, 1839.
[14] Pohle, Friedrich Wilhelm, Chronik von Loschwitz, Heft I bis VI, Albanus´sche Buchdruckerei, Cr. Teich, 1883 – 1886.
[15] Künstler am Dresdner Elbhang I, Elbhang - Kurier - Verlag, Dresden, 1999.
[16] Hirsch, Ernst, Griebel, Matthias, Herre, Volker, August Kotzsch, Verlag der Kunst Dresden Basel, 1986/1991.
[17] Wehnert, Emil, eigene Familiengeschichte, Stadtarchiv Dresden, Sign.17.2.6, Nr. S9.
[18] Wehnert, Emil, Hist. Häuserbuch für Loschwitz, Stadtarchiv, Dresden 1968/69, Sign.17.2.6, Nr. H8.
[19] Weck, Anton, Dresden Beschreib- und Vorstellung, Johann Hoffmann, Nürnberg 1679.
[20] Blaschke, Karl-heinz, John, Uwe (Hrsg), Geschichte der Stadt Dresden, Bd. 1, Konrad Theiss Verlag., Stuttgart, 2005.
[21] Stanislaw-Kemenah, Alexandra-K., Spitäler in Dresden, Leipziger Universitätsverlag 2008.
[22] Thieme, Andre, Die Burggrafschaft Altenburg, Diss. TU Dresden, 2000.
[23] Ältere Kreis- und Amtshauptmannschaften, Ämter, Sä. Staatsarchiv Chemnitz,
[24] Amt Dresden, … Hufen, Familien und Mannschaften ..., 1700,  Sä. Hauptstaatsarchiv Dresden, Sig.10 047, Nr. 782.
[25] Ev. - Luth. Kirchg. Loschwitz, Parochialsachen, Kirchenarchiv, Archiv I, Loc.III, Nr.1 u 2, 1706 u.1737
[26] Erbauung einer Ölmühle zu Loschwitz, 1835, Sä. Hauptstaatsarchiv Dresden, Sig.10 047, Nr. 4550.
[27] Amt Dresden, Frohndienstwesen … Umwandlung … in Geldäquivalente, 1828, Sä. Hauptstaatsarchiv Dresden, Sig.10 047, Nr. 821.
[28] Köhne, Rolf, Die Albrechtsschlösser zu Dresden Loschwitz, Hellerau-Verlag, Dresden 1992.
[29] Ehlich, Rainer, Müller, Claudia, Wenzel, Otto-R., Wachwitz, Elbhang - Kurier – Verl., Dresden 2000.
[30] von Bünau, Heinrich, Mandat, ...,wegen Errichtung…Algemeine Brand=Casse, Druck Joh. Conrad Stößel, Dresden, 1729.
[31] Chur-Fürstl. Durchl. Friedrich August (III.), Mandat wegen der neuen Einrichtung … der erlittenen Brand-Schäden, Carl Christian Meinhold, Dresden, 1784.
[32] Curt von der Mosel, Handbuch des Sächsischen Verwaltungsrechts , Roßberg`sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1926.
[33] von Zeschau, Finanzministerium, Generalverordnung vom 7. Januar 1835, Gesetz- und Verordnungsblatt f. das Königreich Sa., 1835.
[34] Reichert, Frank, Zur Geschichte der … Kennzeichnung von Herrschaftsgrenzen …, Diplomarbeit, TU Dresden, 1999.
[35] Mörtzsch, Otto, Das Augustinerkloster in Dresden- Neustadt … 1541, Dresdner Geschichtsblätter, Bd. 7, S. 69-86, Jg.26, 1917.
[36] Münzner, Eberhardt, Weinberge in Loschwitz, Elbhang - Kurier, Dresden, 2 / 2009.
[37] Schumann, August, Lexikon von Sachsen Bd. 6, Verl. Gebrüder Schumann, Zwickau 1819.
[38] Theodor Heyne, … die Grund- und Hypothekenbücher, Verl. Bernh. Tauchnitz jun., Leipzig, 1845.